Privater Kunstblog zum Thema:

Künstlerisches Handeln in Zeiten globaler Umbrüche


Die Welt von heute scheint aus den Fugen geraten. Sie ist durch große Unsicherheit, Unübersichtlichkeit und Fragilität, Krieg und Flucht, Terror und Gewalt geprägt. Damit ist die Entwicklung unserer zukünftigen Lebenswelten wieder zu einem bedeutsamen Schwerpunkt in der Kunst geworden. Auch die Erkenntnisse und Prognosen der Techniksoziologie und der Zukunftsphilosophie werden zunehmend als Gegenstand der Kunst entdeckt. Die bildende Kunst, das Theater, die Literatur und der Film reagieren darauf auf unterschiedliche Art und Weise. Mich beschäftigt die Frage, wie kann sich der Künstler, der ja Teil dieser Entwicklungen ist, den sich daraus ergebenden existentiellen Herausforderungen sinnvoll nähern? In diesem Zusammenhang möchte ich meine Bilder aus der Zeit um 5 nach 12 in lockerer Folge vorstellen. Texte zu den globalen Auswirkungen des westlichen Wirtschafts- und Gesellschaftssystems ergänzen diese bildlichen Darstellungen. Über Reaktionen von Künstlern, die einen ähnlichen Ansatz verfolgen, würde ich mich freuen.


Drei Schrottbusse vor dem Brandenburger Tor

Als Mahnmal gegen Krieg und Terror sind vor dem Brandenburger Tor drei Schrottbusse senkrecht aufgestellt worden. Dort sind sie bis zum 26. November 2017 zu sehen.
Das Werk „Monument“ des deutsch-syrischen Künstlers Manaf Halbouni soll an drei im syrischen Aleppo zum Schutz vor Heckenschützen aufgestellte Busse erinnern. Bewohner einer Straße in der vom Bürgerkrieg zerstörten Stadt hatten sich dahinter in Sicherheit gebracht. 


Zuvor stand „Monument“ von Februar bis April 2017 vor der Frauenkirche in Dresden. Dort gab es massive Proteste von Pegida-Anhängern und Rechtsextremen. Die Polizei musste die Bus-Skulptur schützen. 

Während Dresden für Halbouni vor allem ein Symbol des Wiederaufbaus nach dem Krieg war, kommt in Berlin noch ein weiterer Aspekt dazu. Berlin und das Brandenburger Tor stünden für Versöhnung. Erst vom Krieg zerstört, dann durch eine Mauer geteilt und schließlich wiedervereinigt.

In Berlin wurde die Installation im Rahmen des 3. Berliner Herbstsalons ausgestellt, der vom Berliner Maxim Gorki Theater organisiert wird.



Wie es nach dem 26. November mit den ausrangierten Bussen weitergeht,ist noch unklar.
Halbouni selbst wünscht sich aber, dass das Kunstwerk in weiteren europäischen Städten ausgestellt wird - etwa in Coventry in Großbritannien. Die Partnerstadt von Dresden wurde von den Nationalsozialisten im Zweiten Weltkrieg zerbombt.

Ansicht der Busse von der anderen Seite. Die Installation soll an den Bürgerkrieg in Syrien erinnern. Die Busse hat Halbouni aber nicht aus Aleppo sondern von einem deutschen Händler. Das sieht man auch an der Werbung für die Sparkasse Bayreuth und der Anzeigenschrift „Betriebsfahrt“ der an der Seite eines der Fahrzeuge. Was aus den Barrikaden in Aleppo passiert ist und ob sie dort immer noch stehen, weiß aber auch der Künstler selbst nicht.

Manaf Halbouni will, dass die Menschen ohne Scheu mit seiner Kunst umgehen. Bilder, Selfies, Videos seien erwünscht und sollen "mit dem Hashtag #Monument in den sozialen Medien" geteilt werden.Es geht darum, eine Botschaft des Friedens in die Welt zu tragen“, kommentiert der Künstler sein Werk.
Die Schrottbusse wurden vor dem Brandenburger Tor aufgestellt, weil der Platz des 18. März direkt davor unter anderem an die Barrikadenkämpfe der bürgerlich-demokratischen Märzrevolution 1848 erinnert. Nach 1945 war der Platz in seiner zerstörten Form eine permanente Erinnerung an den Zweiten Weltkrieg, die erst mit der Neugestaltung später verschwand. Das Brandenburger Tor ist darüber hinaus ein prominentes Symbol der deutschen Teilung und Wiedervereinigung. Am 18. März 1990 fanden die ersten freien Volkskammerwahlen der DDR statt. 

Das Installationsprojekt kostete knapp 50.000 €.  Die Kosten trägt das Maxim-Gorki-Theater. Über die Kosten und die Skulptur erregten sich natürlich wieder die Gemüter, was in den Leserbriefen der Berliner Tageszeitungen und in den sozialen Netzwerken nachzulesen war.  
Aber Kunst soll verstören und zum Diskurs anregen. 

Manaf Halbouni 

Der Künstler wurde 1984 in Damaskus geboren und wuchs in Syrien auf. Seine Mutter kommt aus Dresden. Er zog vor neun Jahren nach Deutschland, als er in seinem Heimatland der Armee hätte beitreten müssen und absolvierte hier ein Studium der Bildhauerei an der Hochschule für Bildende Künste. (1)


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