Privater Kunstblog zum Thema:

Künstlerisches Handeln in Zeiten globaler Umbrüche


Die Welt von heute scheint aus den Fugen geraten. Sie ist durch große Unsicherheit, Unübersichtlichkeit und Fragilität, Krieg und Flucht, Terror und Gewalt geprägt. Damit ist die Entwicklung unserer zukünftigen Lebenswelten wieder zu einem bedeutsamen Schwerpunkt in der Kunst geworden. Auch die Erkenntnisse und Prognosen der Techniksoziologie und der Zukunftsphilosophie werden zunehmend als Gegenstand der Kunst entdeckt. Die bildende Kunst, das Theater, die Literatur und der Film reagieren darauf auf unterschiedliche Art und Weise. Mich beschäftigt die Frage, wie kann sich der Künstler, der ja Teil dieser Entwicklungen ist, den sich daraus ergebenden existentiellen Herausforderungen sinnvoll nähern? In diesem Zusammenhang möchte ich meine Bilder aus der Zeit um 5 nach 12 in lockerer Folge vorstellen. Texte zu den globalen Auswirkungen des westlichen Wirtschafts- und Gesellschaftssystems ergänzen diese bildlichen Darstellungen. Über Reaktionen von Künstlern, die einen ähnlichen Ansatz verfolgen, würde ich mich freuen.


Freitag, 30. April 2021

Paradise Lost oder Kunst und Leben

 ZeitBild | Nr. 6


Paradise Lost oder Kunst und Leben

ZeitBild | Nr. 6
12. September 2019, um 19:00 Uhr bei C/O Berlin im Amerika Haus in der Hardenbergstraße am Bahnhof Zoo. Vernissage zur Doppelausstellung No Photos on the Dance Floor! und Robert Frank | Unseen.
Foto: Fred Tille



Inside – Outside


Massenandrang vor dem Galerieeingang und Besucher bei der Betrachtung der Fotos von Robert Frank im oberen Bildteil. Inside – Outside. Hier spiegeln sich im wahrsten Sinne des Wortes Kunst und Leben. Die Warteschlange vor der Galerie könnte auch vor dem Club Berghain stehen. Die Reflexion im oberen Bildteil wiederum zeigt Besucher im Haus, die das Leben betrachten wie es Robert Frank in seinen Fotografien eingefangen hat. Draußen das Leben. Drinnen Bilder über das Leben. Kunst und Leben in einem Foto.  

 C/O Berlin im Amerika Haus


Paradise Lost oder Kunst und Leben


Ursprünglich war für mein ZeitBild der Titel Kunst und Leben vorgesehen. Jetzt ist der Titel Paradise Lost angebrachter. Massenandrang vor dem Galerieeingang. Ein Bild aus vergangenen Zeiten. Heute in Zeiten von Corona völlig unmöglich. 

Das Ausstellungsprojekt No Photos on the Dance Floor! Berlin 1989-Today dokumentiert historisch die Berliner Clubszene seit dem Fall der Mauer bis heute. Der Titel bezieht sich auf eine rigide Regel des Berliner Clubs Berghain, die auch heute noch in den meis­ten Clubs der Stadt streng durch­ge­setzt wird. Niemand soll sich beob­ach­tet fühlen. 

In Zeiten von Corona sind alle Clubs seit über einem Jahr geschlossen. Das Berghain hat auf Kunst umgesattelt und öffnet seine Tore für Kunstliebhaber. Die Zusammenarbeit zwischen Nachtclub und Kunstwelt gilt schon jetzt als wegweisend in der Corona-Krise. 

An der Fassade hängt ein Banner mit der Aufschrift MORGEN IST DIE FRAGE und bringt damit die Situation auf den Punkt. Vielleicht weist es auch auf eine bessere Zukunft hin. Paradise Lost ist das aktuelle Leben. Und so funktioniert mein ursprünglich geplanter Titel Kunst und Leben letztendlich doch wieder.  

Kunst und Leben. Ein weites Feld.


Kunst und Leben sind untrennbar miteinander verbunden. Bei Beuys ist jeder Mensch ein Künstler und bei Picasso wäscht die Kunst den Staub des Alltags von der Seele. Bei Vostell ist Kunst Leben und Leben ist Kunst. 

Performative Kunst versucht die Besucher in das Kunstgeschehen miteinzubeziehen. Kunst lebt von der öffentlichen Präsentation. Sie wird geschaffen, um sie mit anderen zu teilen, zur Auseinandersetzung mit der Umwelt anzuregen. 

Allerdings wird auch oftmals auf banalste Weise versucht Kunst und Leben miteinander zu verbinden. In Museen und Galerien wird gekocht. In einem Magazin über Kunst und Leben werden Künstlerrezepte nachgekocht. 

Über das Verhältnis zwischen Kunst und Leben ist sehr viel Nonsens und Weltfremdes gesagt und geschrieben worden. Aber es gibt natürlich auch ernsthafte künstlerische Bemühungen, die Entwicklung unserer zukünftigen Lebenswelten wieder zu einem bedeutsamen Schwerpunkt in der Kunst zu entwickeln. Die bildende Kunst, das Theater, die Literatur und der Film reagieren auf diese Herausforderungen auf unterschiedliche Art und Weise. 


Über die Ausstellungen in der C/O Berlin im Amerika Haus:


No Photos on the Dance Floor! Berlin 1989—Today 

Mit dem Ausstellungsprojekt wird bei C/O Berlin die Berliner Clubszene seit dem Fall der Mauer historisch dokumentiert.  


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Robert Frank | Unseen

Robert Franks stilbildendes und berühmtes Buch The Americans ist die Basis dieser Ausstellung. Frank hat bei seiner Erkundung zwischen der amerikanischen Ost- und Westküste fast 30.000 Aufnahmen angefertigt. Nur 83 Schwarzweißbilder haben es in Franks Buch The Americans geschafft. Es ist eine Mischung aus Gesellschaftsporträt und fotografischem Roadmovie aus dem Leben der Amerikaner. The Americans.  


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Weiterführende Links:

Berliner Clubs von A bis Z

Wie Kunst sich ins Leben einmischt

Partizipation ZKM | Zentrum für Kunst und Medien, Karlsruhe

Kunst ist Leben. Leben ist Kunst. Wolf Vostell  




Freitag, 2. April 2021

Auch das noch! Kollege Roboter als Maler! KI in der Malerei | Drei Beispiele | Teil 1

Zu komplex!

Bei meinen Recherchen habe ich festgestellt, das das Thema zu komplex ist, um die drei Beispiele - wie ursprünglich geplant - in einem einzigen Post abzuhandeln. Der Post würde sich von der Lesedauer so in die Länge ziehen, dass ihn wahrscheinlich keiner mehr bis zum Ende liest. Deshalb habe ich das Motto der re:publica19 Konferenz „tl;dr | Internet-Slang für too long; didn’t read!“ beherzigt und teile meinen Blogpost auch zur besseren Übersichtlichkeit in eine Miniserie mit vier Teilen auf. In drei Posts stelle ich die Beispiele vor, die die Rolle von KI in der Malerei beschreiben und im letzten Teil behandle ich überblicksartig die Hauptfragen, die im Zusammenhang mit Malmaschinen und Algorithmen in der Kunst diskutiert werden. 


Nicht eindeutig!


In den letzten Jahren versuchen Computer eine der wirklich letzten Domäne der Menschen zu erobern: Die Kreativität. Die Welt steht am Anfang einer Ära von intelligenten, selbst lernenden Maschinen, die für sich ohne weitere Eingriffe durch den Menschen entscheiden, was für die Erfüllung der ihnen zugedachten Aufgaben relevant und angemessen ist. Das gilt auch für die Kunst. Dabei ist zu berücksichtigen, dass sowohl Künstliche Intelligenz als auch Kreativität nicht eindeutig definiert sind. Das gilt auch für die menschliche Intelligenz

Künstliche Intelligenz (KI) – im Englischen Artificial Intelligence (AI) – ist zunächst ein Oberbegriff. Er ist nicht eindeutig, da es schon an einer präzisen Definition von Intelligenz mangelt. In der Forschung und Entwicklung wird der Begriff KI dennoch verwendet. In der Regel ist damit die Erforschung eines intelligenten Problemlösungsverhaltens gemeint. Mithilfe eines Algorithmus wird versucht, bestimmte Entscheidungsstrukturen nachzubilden. Ein Computer kann dann so programmiert werden, dass er eigenständig Probleme bearbeitet. Ein Beispiel dafür ist die Entwicklung der Fähigkeit, aus Erfahrung zu lernen und Schlussfolgerungen aus unvollständigen Informationen zu ziehen.


Das ewige Thema: Mensch und Roboter | Collage, Fred Tille, Mixed Media auf Lwd. 18x27cm, 2014

In meinem Post verwende ich auch die Begriffe Machine Learning, künstliche neuronale Netze und Deep Learning. Sie bilden insgesamt Teilbereiche der künstlichen Intelligenz und gliedern sich untereinander auf. So ist das Deep Learning wiederum ein Teilbereich des Machine Learning.

Im einzelnen möchte ich diese Termini nicht tiefer gehend erläutern. Das würde den Rahmen dieses Blogposts sprengen. Für die Beschreibung der Rolle von KI in der Malerei ist das auch nicht unbedingt erforderlich.

Aber nun zum eigentlichen Thema: Kollege Roboter als Maler!


Lieber Computer, male mir!


In Anspielung auf die Kippenberger Serie Lieber Maler, male mir, in der der Künstler wandgroße Gemälde von einer Plakatwerkstatt nach seinen Vorgaben fotorealistisch anfertigen ließ, setzen Teams von Informatikern, Webdesignern, Ingenieuren und Künstlern den Computer als Bildproduzenten ein.

Ein Computer malt ein Bild und erstmals wird das Gemälde von einem großen Auktionshaus versteigert. Und sofort lautete die Frage weltweit: Sind Computer bald auch Meistermaler?

Künstliche Intelligenz hat zur Zeit Hochkonjunktur und damit auch vollmundige Ankündigungen.

Dabei ist die Geschichte der Künstlichen Intelligenz eine Geschichte von grotesk überzogenen Erwartungen. Wer meinen Blogpost  Noch 30 Jahre bis 2045 | Singularity-Was bleibt vom Menschen?  gelesen hat, weiß, das ich diesen großspurigen Prognosen skeptisch gegenüberstehe.


Albert Serra hat erstmalig das Thema Singularity als Teilaspekt des Komplexes Künstliche Intelligenz künstlerisch bearbeitet. SINGULARITY | Ein Kunstprojekt von Albert Serra kuratiert von Chus Martinez und produziert vom Institut Ramon Llull | Catalonia in Venice at LA BIENNALE DI VENEZIA | 56th International Art Exhibition | Eventi Collaterali  



Künstliche und künstlerische Intelligenz


Künstliche Intelligenz (KI) löst bei einigen Menschen noch immer Unbehagen aus. Was genau ist das? Was gehört dazu? Wird der Mensch von der Maschine abgelöst?

Für Malerfürsten wie Markus Lüpertz ist das Vordringen von KI in die Malerei ein Frevel.

"Wenn die Maschine anfängt zu denken, ist sie in meiner Welt ein Feind, der den Gottesfunken menschlichen Genies erstickt." (1)

Viele jüngere Künstler dagegen, die mit Apple und Microsoft sozialisiert wurden, haben keinerlei Berührungsängste mit den wachsenden digitalen Möglichkeiten. Sie beziehen die Algorithmen quasi als selbstverständliches Tool in ihre Arbeit mit ein. Einige betrachten Kollege Roboter sogar als ihre Muse zur Steigerung der eigenen Kreativität.

Kreativität gilt immer noch als zentrale Eigenschaft des Menschen. Doch schon heute bringt die Anwendung von KI neue Musik oder Bilder hervor. Sind solche Erzeugnisse wirklich kreativ, eine innovative, transformative Neuentwicklung? Auf jeden Fall dringt die KI immer mehr in den Bereich der Kunst ein. Dabei entsteht eine Reihe von Fragen. Zum Beispiel:

Wird der Mensch durch die KI in Zukunft obsolet oder nicht? Wird Künstliche Intelligenz die menschliche Fähigkeit zur Kreativität ersetzen oder gar überflügeln können?

Kann Kreativität künstlich in Systemen modelliert werden und gibt es bereits Beispiele existierender künstlicher kreativer Systeme?  

Portrait of Edmond De Belamy ist der Name eines Werkes, das von einer künstlichen Intelligenz hergestellt wurde. Es ist das erste dieser Art, das von einem großen Kunsthaus versteigert wurde. Hinter dem Gemälde steht das Kollektiv Obvious von Hugo Caselles-Dupré, Pierre Fautrel und Gauthier Vernier. Quelle Foto: Wikipedia, gemeinfrei

Ist eine Maschine in der Lage, künstlerisch zu denken?

Fraglich ist, ob Algorithmen jemals in der Lage sein werden, wirklich Neues unter Einbeziehung der Reflexion des Zeitgeistes, der sozialen und gesellschaftlichen Umstände und Denkweisen und auch unterbewusster Ebenen zu produzieren. Das ist das, was Künstler oder Kunst eigentlich auszeichnet. Kurzum: Ist eine Maschine in der Lage, künstlerisch zu denken?

Die Anzahl der selbst lernenden Roboter wird in allen Bereichen weiter wachsen. Auch in der Malerei spielt die KI eine immer größere Rolle. Wie sie dabei mit Menschen interagiert, ist von enormer Bedeutung. Wie eingangs erwähnt, stelle ich in drei Posts Beispiele vor, die die Rolle von KI in der Malerei beschreiben.


Beispiel 1: Ai-Da malt | Humanoide Robotergestalt mit eigener Website und Galeristen

Autonome Kunstwerke nur durch Roboter ohne menschliche Eingriffe aber mit Algorithmenvorgabe.


Als neue Kombination von menschlichem Äußerem und Künstlicher Intelligenz hat die britische Firma Engineered Arts den Roboter Ai-Da 2019 fertig entwickelt und der Öffentlichkeit vorgestellt. Als bewusst humanoid gestalteter Roboter ist sein Korpus mit einer auf 3D gedruckten Haut aus Silikon bedeckt. Das Gesicht ist mit Augen, Zähnen und Zahnfleisch sowie Haaren nach der Art von realitätsnahen Wachsfiguren individuell gestaltet.  

Der Malroboter AI-DA, Quelle: WikipediaCC BY-SA 4.0


Wissenschaftler der Universität Oxford entwickelten für Ai-Da die KI-Algorithmen, und KI-Ingenieure der Leeds University steuerten ihren Roboterarm bei. Der Arm verfügt über einen Zeichnungsalgorithmus, der es ermöglicht, digitale Informationen in eine physikalische Realität umzusetzen.


Wie funktioniert der Malroboter?


Das Ganze funktioniert so, dass Ai-Da Informationen durch seine Augen aufnimmt, die er dann verarbeitet und über seinen Roboterarm mit einem Stift in der Hand auf eine Leinwand zeichnend, in künstlerisch anmutende Zeichnungen umsetzt.

Weitere Algorithmen erzeugen Pixelkoordinaten. Die Produktionsfähigkeiten von Ai-Da werden durch eine bunte inhaltliche Mischung von konstruierten künstlichen neuronalen Netzen erzeugt. In sein System werden Werke und Stilelemente von so unterschiedlichen Künstlern wie Pablo Picasso, Käthe Kollwitz und Max Beckmann eingespeist. Um einen gewissen zeitgeistlichen Hintergrund zu schaffen, kommen noch Elemente der Literatur der Schriftsteller Aldous Huxley und George Orwell hinzu. Zu guter Letzt wird das künstliche neuronale Netzsystem mit Algorithmen gefüttert, die die Produktion in der Art abstrakter Kunstwerke ermöglicht. Auf diese Weise schafft es der Malroboter Ai-Da Portraits von Computerpionieren wie Alan Turing oder Ada Lovelace, eine britische Mathematikerin und Namensgeberin des Roboters - oder abstrakte konstruktivistische Zeichnungen zu erstellen.

Das folgende Youtube Video zeigt sehr gut die Arbeitsweise von AI-DA.

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Was wird mit dem Projekt AI-DA beabsichtigt?


Inhaltlich und wirtschaftlich wird AI-DA vom britischen Galeristen Aidan Meller gepowert. Zusammen mit den bereits erwähnten Universitäten und Ingenieursfirmen entwickelte er das Projekt.

Die ersten Werke von AI-DA wurden folgerichtig auch in einer großen Ausstellung unter dem Titel Unsecured Futures an der Oxford University am 12.Juni 2019 gezeigt.

Aidan Meller will nach eigener Aussage mit der öffentlichkeitswirksamen Präsentation von Ai-Da eine Diskussion über die notwendige Entwicklung einer Ethik über Entwicklung und Einsatz von KI-Technologie in der Kunst in den kommenden Jahren eröffnen.

"Wir brauchen eine neue Stimme, um die KI und ihre Auswirkungen zu diskutieren. Je mehr ich mich mit diesem Projekt befasst habe, desto besser habe ich die Aspekte und Auswirkungen verstanden." (2)

Er möchte auch die Beantwortung der ewigen Frage, ob der Mensch durch die KI in Zukunft obsolet wird vorantreiben. Wo bleibt der menschliche Künstler? Wenn es nach Meller geht, wird die humanoide Robotergestalt Ai-Da diesen Diskurs maßgeblich beeinflussen. Ai-Da absolviert deshalb auch neben seinen künstlerischen Aktivitäten TED Talks vor großem Publikum.

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Fazit AI-DA: Autonome Kunstwerke nur durch Roboter ohne menschliche Eingriffe aber mit Algorithmenvorgabe.


Mit dem Malroboter AI-DA haben Meller, die Informatiker und Ingenieure im wahrsten Sinne des Wortes eine Kunstfigur geschaffen, die im Produktionsprozess selbständig ohne direkte Mitarbeit und Weiterbearbeitung durch den Menschen maschinell künstlerisch kreativ ist. Allerdings ist sie dies ausschließlich auf Basis der digitalen Eingabedaten in Verbindung mit der Verarbeitung der über die Kameraaugen aufgenommenen und gescannten Rauminformationen. Im Abgleich mit der Programmierung entsprechen die Ausgabedaten daher nicht immer und unbedingt den Eingabedaten. Es entsteht ein Interpretationskorridor. Aber ist das Kunst, was die Algorithmen da mit Hilfe einer feinen Mechanik erzeugen? Und wo beginnt Kreativität? Solche Fragen stellen sich zunehmend auch Künstler in aller Welt, die sie dann aber ganz anders als AI-DA beantworten.

Und damit komme ich zu den weiteren Beispielen, die ich Euch in der Fortsetzung meiner Miniserie vorstellen möchte.  

 
Mein nächster Post mit Beispiel 2 zeigt eine andere Version des Robotic Painting: Der Roboter arbeitet mit mir, nicht für mich.


Aktueller Hinweis: Roboter Sophia macht AI-DA Konkurrenz am Markt


Als aktuellen Hinweis möchte ich noch das teure Selbstportrait einer Maschine erwähnen.

Ein vom menschenähnlichen Roboter Sophia gemaltes Selbstporträt ist im März 2021 für fast 700. 000 Dollar versteigert worden. Sophia ist im Gegensatz zu AI-DA kein reiner Malroboter. Dennoch tritt Sophia als Konkurrent am Markt auf. Sophia wurde 2016 von der Firma Hanson Robotics vorgestellt und war in den vergangenen Jahren auf diversen Konferenzen zu sehen.


Roboter Sophia von Hanson Robotics, Quelle: Wikipedia CC BY 2.0


Weiterführende Links zu AI-DA:


Original-Website von AI-DA mit Beispielen seiner Werke, unterteilt in Paintings, drawings, Performance uns Sculpture in englischer Sprache

Über die Ausstellung Unsecured Futures an der Oxford University in englischer Sprache

Aus dem dezeen-Magazin in englischer Sprache: AI robot Ai-Da presents her original artworks inUniversity of Oxford exhibition

Original-Website von Aidan Meller, dem Projektinitiator und Galeristen von AI-DA in englischer Sprache

Zitatquellen:

(1) DW Deutsche Welle Videobeitrag Malen nach Zahlen - Kann KI Kunst?

(2)Aidan Meller, Interview auf arte im Video Ai-Da, ein Roboter als Künstler, 2019 

Sämtliche Fotos, wenn nicht anders gekennzeichnet, Fred Tille.


Sonntag, 3. Januar 2021

Wir begrüßen das 21. Jahrhundert!

 ZeitBild | Nr.5


Wir begrüßen das 21. Jahrhundert!

ZeitBild | Nr.5
Fred Tille | 90x120cm
Mischtechnik auf Lwd. | 2001


Von The Decade From Hell zur globalen Corona-Pandemie


2021. Der Beginn des 21. Jahres im 21. Jahrhundert. Anlass für mich mein Bild Wir begrüßen das 21. Jahrhundert! vorzustellen.

Das TIME Magazin beschreibt Ende 2009 das erste Jahrzehnt des 21. Jahrhunderts mit The Decade From Hell. (1) Als Beispiele werden der Anschlag auf das World Trade Center am 11.09.2001, die Kriege in Afghanistan und im Irak und die globalen Auswirkungen der Pleite der Lehmann-Brothers angeführt. Zwischenzeitlich haben wir die Atomkatastrophe von Fukushima, die Zunahme der Umweltzerstörung und die Auswirkungen des Klimawandels erlebt. 

Den Beginn der zweiten Dekade des 21. Jahrhunderts nahmen Anfang des Jahres 2020 viele Medien, Autoren und Wissenschaftler zum Anlass, um mehr oder weniger fundierte Prognosen für die Zeit bis 2030 zu stellen. Würde es eine Dekade des Umbruchs werden? Gemeinsam war allen Einschätzungen, dass die Veränderungen im kommenden Jahrzehnt die Welt wohl stärker verändern werden als je zuvor. Einige Trends ließen sich durch Prolongierung der Gegenwart relativ sicher vorhersehen, andere nur erahnen.

Was wohl keiner vorausahnen konnte: 2020 war das Jahr der Pandemie. Es war das Jahr, in dem in den USA ein Präsident abgewählt wurde, der die Werte der westlichen Demokratie auf eine harte Probe gestellt hatte. Es war das Jahr, in dem die Klimakatastrophe näher rückte und in dem die Weltgemeinschaft mehr denn je in Interessengruppen aufgespalten war und es nicht schaffte, eine gemeinsame Linie zu finden. Weltweit war der Nationalismus auf dem Vormarsch und mit ihm Populismus und Autokratie.


So lasst uns denn ein Apfelbäumchen pflanzen!


Ein einziger Lichtblick ist zu erkennen. Die Fridays for Future Bewegung als Widerstand der jungen Generation gegen die fortschreitenden selbstzerstörerischen Entwicklungen der Gegenwart. Sie fordert von der Politik die Bewältigung der Klimakrise als Hauptaufgabe des 21. Jahrhunderts zu betrachten und entsprechend zu handeln. Man braucht kein Anhänger derjenigen zu sein, die glauben morgen würde die Welt untergehen, um festzustellen: Es steht nicht gut um die Zukunft unseres Planeten.  

Und dann legte sich weltweit über dieses ohnehin düstere Szenario der lange Schatten der Pandemie. Aber über diesen Schatten legt sich Anfang 2021 doch der Hoffnungsschimmer die Pandemie besiegen zu können.


Bilder aus der Zeit um 5 nach 12


Von den erwähnten zukunftsbedrohenden Tendenzen lassen sich natürlich auch Künstler beeinflussen; vor allem diejenigen, die in ihr Werk gesellschaftspolitische Positionen miteinbeziehen.  

Zeitgenössische Künstler wie z.B. Santiago Sierra (No, Global Tour), Michelangelo Pistoletto (Arte Povera) und Helmut Schweizer ( Zu Deutschlandschaft 2) (2) spiegeln in ihren Werken zerstückelte, zerbrochene, zerstörte Welten wieder. 

Auch mich interessiert die Frage, wie kann sich der Künstler, der ja Teil dieser Entwicklungen ist, diesen existentiellen Herausforderungen sinnvoll nähern? Hierzu möchte ich euch die Lektüre meines Posts Vorher, Dabei, Nachher empfehlen.

Das Bild Wir begrüßen das 21. Jahrhundert! habe ich 2001 gemalt. Sicherlich gingen in die gestalterische Mischung auch damalige Elemente des gesellschaftlicher Zeitgeistes ein. Als ich an diesem Bild arbeitete, hatte ich mich zuvor intensiv mit den Kriegen in Afghanistan und mit den globalen Auswirkungen des westlichen Wirtschafts- und Gesellschaftssystems befasst.

Tief greifende gesellschaftliche und ökologische Umwälzungen sind künstlerisch nicht wirklich adäquat darstellbar. Die Welt kann durch die Kunst allein nicht zum Besseren verändert werden, aber die Kunst kann Zeichen setzen und Mahnungen aussprechen. 

Weiterführende Links und Quellenangaben:


By Ruth Marcus

Ein Kommentar der Washington Post mit Bezug auf den Artikel in der Times

(2) Die kommerzielle Seite von artnet habe ich nur verlinkt, um das Beispielbild zeigen zu können.

      

Foto: Fred Tille