ZeitBild | Nr. 9
Epochenbruch und Zeitenwende
Zum Jahresauftakt hätte ich euch gerne mit einer optimistischen Botschaft begrüßt; aber die Verhältnisse lassen das leider wieder nicht zu. In den letzten Jahren musste ich zum jeweiligen Jahresanfang immer mit Katastrophenmeldungen starten. Es begann mit The Decade From Hell (Das erste Jahrzehnt des 21. Jahrhunderts). In diese Zeiten fiel der Anschlag auf das World Trade Center am 11.09.2001, die Kriege in Afghanistan und im Irak und die globalen Auswirkungen der Pleite der Lehmann-Brothers. Zwischenzeitlich haben wir die Atomkatastrophe von Fukushima, die Zunahme der Umweltzerstörung und die Auswirkungen des Klimawandels erlebt.
Anfang des Jahres 2020 ging es weiter mit der zweiten Dekade des 21. Jahrhunderts. Würde diese eine Dekade des Umbruchs werden? Hierzu war allen Einschätzungen gemeinsam, dass die Veränderungen im kommenden Jahrzehnt die Welt wohl stärker verändern werde als je zuvor. Und das bewahrheitete sich im negativen Sinn: 2020 war das Jahr der Pandemie, die sich weltweit über dieses ohnehin düstere Szenario wie ein langer Schatten legte. Aber Anfang 2021 gab es immerhin noch den Hoffnungsschimmer, die Pandemie besiegen zu können.
Und dann begann im Februar 2022 Putins furchtbarer Angriffskrieg auf die Ukraine, der einen Epochenbruch in Europa darstellte. Von einer Zeitenwende ist die Rede, die bisherige globale Ordnung ist infrage gestellt und es ist längst nicht mehr klar, wie es weitergehen soll. Der Krieg in der Ukraine ist mit einem ganzen Bündel schwerwiegender weltweiter Folgen verbunden, die selbst katastrophenerprobte Analytiker in prognostische Nöte bringt.
Von den Folgen kriegerischer Auseinandersetzungen lassen sich natürlich auch Künstler beeinflussen; vor allem diejenigen, die in ihr Werk gesellschaftspolitische Positionen miteinbeziehen. Hierzu empfehle ich euch die Lektüre meiner Posts Geplanter Zufall und politische Positionierung bei K.O. Götz und Guernica in Berlin.
Auch mich interessiert die Frage, wie kann sich der Künstler, der ja Teil dieser Entwicklungen ist, diesen existentiellen Herausforderungen sinnvoll nähern? Anlass für mich euch noch einmal mein Bild Konflikt vorzustellen. Ich habe es 2013 gemalt. Als ich daran arbeitete, hatte ich mich zuvor intensiv mit dem Bürgerkrieg in Syrien befasst.