Privater Kunstblog zum Thema:

Künstlerisches Handeln in Zeiten globaler Umbrüche


Die Welt von heute scheint aus den Fugen geraten. Sie ist durch große Unsicherheit, Unübersichtlichkeit und Fragilität, Krieg und Flucht, Terror und Gewalt geprägt. Damit ist die Entwicklung unserer zukünftigen Lebenswelten wieder zu einem bedeutsamen Schwerpunkt in der Kunst geworden. Auch die Erkenntnisse und Prognosen der Techniksoziologie und der Zukunftsphilosophie werden zunehmend als Gegenstand der Kunst entdeckt. Die bildende Kunst, das Theater, die Literatur und der Film reagieren darauf auf unterschiedliche Art und Weise. Mich beschäftigt die Frage, wie kann sich der Künstler, der ja Teil dieser Entwicklungen ist, den sich daraus ergebenden existentiellen Herausforderungen sinnvoll nähern? In diesem Zusammenhang möchte ich meine Bilder aus der Zeit um 5 nach 12 in lockerer Folge vorstellen. Texte zu den globalen Auswirkungen des westlichen Wirtschafts- und Gesellschaftssystems ergänzen diese bildlichen Darstellungen. Über Reaktionen von Künstlern, die einen ähnlichen Ansatz verfolgen, würde ich mich freuen.


Freitag, 12. August 2016

Grenzgänge | Review auf eine Ausstellung | Teil 2


Ob Pendler oder Migranten. Schon immer trieb es Menschen über Grenzen. Auch über eigene. Hin und zurück, oder für immer fort. Die Künstler denken den Grenzgang noch weiter. 

Neben den politischen Aspekten werden soziale, psychische,
mythologische und wirtschaftliche Gesichtspunkte beleuchtet. 

Sie begeben sich auf die Suche nach technologischen, moralischen,  ethischen Grenzen, kommentieren das Überschreiten. 

Sie finden oft nur einen schmalen Grat zwischen Erhalt und Verfall, Neukonstruktionen und zerstörenden Innovationen, Verbesserungen
und Destabilisierungen.

Eine Ausstellung von neun Künstlern, die sich als Maler, Zeichner,
Fotografen oder Bildhauer einer der wohl aktuellsten Thematik der
Zeit zuwenden – der Überwindung von Grenzen.
Ihre jeweiligen künstlerischen Ansätze haben sie versucht konzentriert in ca. 100 Worten zusammenzufassen.

Die Ausstellung fand vom 19.09.2015 bis 18.10.2015 in der Schinkelkirche in Petzow/Werder statt.

AUSSTELLENDE KÜNSTLER

DEJO Denzer
Ellen Ernst
Ekhard Gaede
Olaf Kaminski
Krystyna Kauffmann
Helga Lehner
Dietmar Steinkamp
Fred Tille
Gabriele Tille-Tagge


Krystina Kaufmann
Geboren in Graudenz an der Weichsel.
Lebt und arbeitet in Caputh
am Schwielowsee.
Buchautorin, Kuratorin und Mitglied der
Deutschen Fotografischen Akademie.

Diener des Leidens

Bettler

Kind als Bettler am Straßenrand in Nepal

Krystina Kaufmann zeigt in ihren Arbeiten Diener des Leidens, die sie in Nepal fotografiert hat.

Lebewesen, die im Namen einer Idee gefoltert, verstümmelt, zu übermäßiger Arbeit gezwungen werden, verbleiben vor der Grenze der Menschlichkeit. Ihr Dasein wird beschränkt, ihre Existenz abhängig vom Wohlwollen der Anderen.

Ihre Hoffnung ist das Überschreiten der Grenze – der Tod und eine Beisetzung, den religiösen Vorstellungen angemessen. Erst danach kann ein neues Leben beginnen. Der Glaube an Wiedergeburt, die Überzeugung, dass das Leiden sich „gelohnt“ hat, ist ihr Trost. 
Der Sinn der Kasteiung ist die Hoffnung, dass das Leiden und die dem religiösen Ritus angemessene Beisetzung helfen werden, die Grenze zum besseren Leben zu überschreiten.

Helga Lehner
In Würzburg geboren, lebt seit 1976 in Berlin.
Seit 1979 Beschäftigung mit Fotografie,
von 1979 bis 1986 Teilnahme an der von dem
Fotografen Michael Schmidt gegründeten
„Werkstatt für Fotografie“.


Unterkunft Athleten
Jesse Owens Haus
Schwimmbad
Speiseraum der Nationen

Im Gelände des Olympischen Dorfes

Das Olympiadorf von 1936 in Elstal – im ständigen Wechsel seiner Geschichte an den Grenzen von Zerstörung, Verfall und vorsichtigem Erhalt, der im Bauhausstil errichteten Gebäude – bis heute.

Dietmar Steinkamp
1961 in Osnabrück geboren.
Lebt und arbeitet in Schönwalde-Glien.
Absolvent der HdK Berlin,
Senior Art Director. Ölmalerei,
Grafik, Electronic & Fractal Arts.
Seit 1980 Ausstellungen.

Tritychon Tafel 1

Triptyhon Tafel 2

Triptychon Tafel 3

Das Auge überschreitet die Grenze zuerst. In Dir, vor Dir oder zusammen mit anderen.
Ein avantgardistischer Hund blickt in das Auge des Stieres, und Mammon sieht alles.

Fred Tille
In Berlin-Charlottenburg geboren.
Lebt und arbeitet in Berlin, Schönwalde-
Glien und Angermünde. Sujetgestützte freie
Malerei mit den zentralen Themen Zukunftsphilosophie
und Techniksoziologie. Seit 1994
Ausstellungen in Berlin und Brandenburg.

Triptychon Tafel 1 Transit #1
Triptychon Tafel 2 Transit #2
Triptychon Tafel 1 Transit #3

Tausende Flüchtlinge aus den Bürgerkriegsgebieten Afrikas und des nahen Ostens suchen einen Weg hinein nach Europa. Krieg, Flucht und Elend treiben die Menschen in einen gefahrvollen Transitzustand.

Gabriele Tille-Tagge
Geboren in Berlin-Wedding.
Lebt und arbeitet in Berlin und Angermünde.
Beschäftigt sich v.a. mit street photographics
und sozialkritischer Fotografie.
Hat als ihr Hauptthema den benachteiligten
Menschen.








Auf sechs Fotografien werden Täterorte gezeigt, an denen Menschen ethische Grenzen überschritten haben.

Völkermorde, Pogrome, Einzeltaten – Vieles ist heute bereits in den Erinnerungsschatten der Gesellschaft geraten.


Copyright für Texte, Werkabbildungen, Fotos bei den Künstlern.