Privater Kunstblog zum Thema:

Künstlerisches Handeln in Zeiten globaler Umbrüche


Die Welt von heute scheint aus den Fugen geraten. Sie ist durch große Unsicherheit, Unübersichtlichkeit und Fragilität, Krieg und Flucht, Terror und Gewalt geprägt. Damit ist die Entwicklung unserer zukünftigen Lebenswelten wieder zu einem bedeutsamen Schwerpunkt in der Kunst geworden. Auch die Erkenntnisse und Prognosen der Techniksoziologie und der Zukunftsphilosophie werden zunehmend als Gegenstand der Kunst entdeckt. Die bildende Kunst, das Theater, die Literatur und der Film reagieren darauf auf unterschiedliche Art und Weise. Mich beschäftigt die Frage, wie kann sich der Künstler, der ja Teil dieser Entwicklungen ist, den sich daraus ergebenden existentiellen Herausforderungen sinnvoll nähern? In diesem Zusammenhang möchte ich meine Bilder aus der Zeit um 5 nach 12 in lockerer Folge vorstellen. Texte zu den globalen Auswirkungen des westlichen Wirtschafts- und Gesellschaftssystems ergänzen diese bildlichen Darstellungen. Über Reaktionen von Künstlern, die einen ähnlichen Ansatz verfolgen, würde ich mich freuen.


Freitag, 30. April 2021

Paradise Lost oder Kunst und Leben

 ZeitBild | Nr. 6


Paradise Lost oder Kunst und Leben

ZeitBild | Nr. 6
12. September 2019, um 19:00 Uhr bei C/O Berlin im Amerika Haus in der Hardenbergstraße am Bahnhof Zoo. Vernissage zur Doppelausstellung No Photos on the Dance Floor! und Robert Frank | Unseen.
Foto: Fred Tille



Inside – Outside


Massenandrang vor dem Galerieeingang und Besucher bei der Betrachtung der Fotos von Robert Frank im oberen Bildteil. Inside – Outside. Hier spiegeln sich im wahrsten Sinne des Wortes Kunst und Leben. Die Warteschlange vor der Galerie könnte auch vor dem Club Berghain stehen. Die Reflexion im oberen Bildteil wiederum zeigt Besucher im Haus, die das Leben betrachten wie es Robert Frank in seinen Fotografien eingefangen hat. Draußen das Leben. Drinnen Bilder über das Leben. Kunst und Leben in einem Foto.  

 C/O Berlin im Amerika Haus


Paradise Lost oder Kunst und Leben


Ursprünglich war für mein ZeitBild der Titel Kunst und Leben vorgesehen. Jetzt ist der Titel Paradise Lost angebrachter. Massenandrang vor dem Galerieeingang. Ein Bild aus vergangenen Zeiten. Heute in Zeiten von Corona völlig unmöglich. 

Das Ausstellungsprojekt No Photos on the Dance Floor! Berlin 1989-Today dokumentiert historisch die Berliner Clubszene seit dem Fall der Mauer bis heute. Der Titel bezieht sich auf eine rigide Regel des Berliner Clubs Berghain, die auch heute noch in den meis­ten Clubs der Stadt streng durch­ge­setzt wird. Niemand soll sich beob­ach­tet fühlen. 

In Zeiten von Corona sind alle Clubs seit über einem Jahr geschlossen. Das Berghain hat auf Kunst umgesattelt und öffnet seine Tore für Kunstliebhaber. Die Zusammenarbeit zwischen Nachtclub und Kunstwelt gilt schon jetzt als wegweisend in der Corona-Krise. 

An der Fassade hängt ein Banner mit der Aufschrift MORGEN IST DIE FRAGE und bringt damit die Situation auf den Punkt. Vielleicht weist es auch auf eine bessere Zukunft hin. Paradise Lost ist das aktuelle Leben. Und so funktioniert mein ursprünglich geplanter Titel Kunst und Leben letztendlich doch wieder.  

Kunst und Leben. Ein weites Feld.


Kunst und Leben sind untrennbar miteinander verbunden. Bei Beuys ist jeder Mensch ein Künstler und bei Picasso wäscht die Kunst den Staub des Alltags von der Seele. Bei Vostell ist Kunst Leben und Leben ist Kunst. 

Performative Kunst versucht die Besucher in das Kunstgeschehen miteinzubeziehen. Kunst lebt von der öffentlichen Präsentation. Sie wird geschaffen, um sie mit anderen zu teilen, zur Auseinandersetzung mit der Umwelt anzuregen. 

Allerdings wird auch oftmals auf banalste Weise versucht Kunst und Leben miteinander zu verbinden. In Museen und Galerien wird gekocht. In einem Magazin über Kunst und Leben werden Künstlerrezepte nachgekocht. 

Über das Verhältnis zwischen Kunst und Leben ist sehr viel Nonsens und Weltfremdes gesagt und geschrieben worden. Aber es gibt natürlich auch ernsthafte künstlerische Bemühungen, die Entwicklung unserer zukünftigen Lebenswelten wieder zu einem bedeutsamen Schwerpunkt in der Kunst zu entwickeln. Die bildende Kunst, das Theater, die Literatur und der Film reagieren auf diese Herausforderungen auf unterschiedliche Art und Weise. 


Über die Ausstellungen in der C/O Berlin im Amerika Haus:


No Photos on the Dance Floor! Berlin 1989—Today 

Mit dem Ausstellungsprojekt wird bei C/O Berlin die Berliner Clubszene seit dem Fall der Mauer historisch dokumentiert.  


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Robert Frank | Unseen

Robert Franks stilbildendes und berühmtes Buch The Americans ist die Basis dieser Ausstellung. Frank hat bei seiner Erkundung zwischen der amerikanischen Ost- und Westküste fast 30.000 Aufnahmen angefertigt. Nur 83 Schwarzweißbilder haben es in Franks Buch The Americans geschafft. Es ist eine Mischung aus Gesellschaftsporträt und fotografischem Roadmovie aus dem Leben der Amerikaner. The Americans.  


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Weiterführende Links:

Berliner Clubs von A bis Z

Wie Kunst sich ins Leben einmischt

Partizipation ZKM | Zentrum für Kunst und Medien, Karlsruhe

Kunst ist Leben. Leben ist Kunst. Wolf Vostell