Privater Kunstblog zum Thema:

Künstlerisches Handeln in Zeiten globaler Umbrüche


Die Welt von heute scheint aus den Fugen geraten. Sie ist durch große Unsicherheit, Unübersichtlichkeit und Fragilität, Krieg und Flucht, Terror und Gewalt geprägt. Damit ist die Entwicklung unserer zukünftigen Lebenswelten wieder zu einem bedeutsamen Schwerpunkt in der Kunst geworden. Auch die Erkenntnisse und Prognosen der Techniksoziologie und der Zukunftsphilosophie werden zunehmend als Gegenstand der Kunst entdeckt. Die bildende Kunst, das Theater, die Literatur und der Film reagieren darauf auf unterschiedliche Art und Weise. Mich beschäftigt die Frage, wie kann sich der Künstler, der ja Teil dieser Entwicklungen ist, den sich daraus ergebenden existentiellen Herausforderungen sinnvoll nähern? In diesem Zusammenhang möchte ich meine Bilder aus der Zeit um 5 nach 12 in lockerer Folge vorstellen. Texte zu den globalen Auswirkungen des westlichen Wirtschafts- und Gesellschaftssystems ergänzen diese bildlichen Darstellungen. Über Reaktionen von Künstlern, die einen ähnlichen Ansatz verfolgen, würde ich mich freuen.


Dienstag, 25. Juli 2017

MENSCH, WAS NUN ? Review | Teil 2

Die Ausstellung stellt fundamentale Fragen nach den Möglichkeiten des in die Krise geratenden Individuums.
Die Ursachen können vielfältig sein: Kriege, Armut, Katastrophen, Krankheit, irrationale Ängste, ungezügelte Ideen und schiere Lust auf das Neue, am Untergang, Suche nach Showeffekten, nach dem nächsten Kick?
Was nun, Mensch? Mit welchen Mitteln setzt sich der Mensch heute, morgen und übermorgen mit seiner Umwelt auseinander? 
Wie geht der Mensch mit Problemen der Gegenwart und der Zukunft um, welches sind die für ihn und seine Perspektiven zentralen Fragestellungen? Hat er Antworten?
Die Künstler fragen aber auch ganz philosophisch: Was ist der Mensch, welches Menschenbild wollen wir leben? Welche Psychologie hat die Ratlosigkeit?

Eine Ausstellung mit 10 Künstlern vom  11.09.2016 bis 09.10.2016 in der Schinkelkirche von Petzow/Werder.  

AUSSTELLENDE KÜNSTLER
DEJO Denzer 
Ellen Ernst 
Ekhard Gaede 
Olaf Kaminski 
Krystyna Kauffmann 
Helga Lehner 
Dietmar Steinkamp 
Fred Tille 
Gabriele Tille-Tagge 
Thomas Wiersberg


Helga Lehner
In Würzburg geboren, lebt seit 1976 in Berlin. Seit 1979 Beschäftigung mit Fotografie, von 1979 bis 1986 Teilnahme an der von dem Fotografen Michael Schmidt gegründeten „Werkstatt für Fotografie“.  

Braunkohletagebau in der Niederlausitz/ Welzow-Süd

Braunkohletagebau in der Niederlausitz/ Welzow-Süd

Braunkohletagebau in der Niederlausitz/ Welzow-Süd
Wie lange werden wir noch graben. 20 Jahre oder 40 Jahre? Bis alle Kohle in der Lausitz aus der Erde gebaggert ist? Wie lange werden wir es noch ertragen – das Graben in der Erde nach verkohltem Holz – Schicht um Schicht abgetragen und umgepflügt. Meeressand und versunkene Wälder. Die schwarzglänzende Kohle wird in der schwarzen Pumpe zu Strom verbrannt. Der Mensch verbraucht die Energie, die aus der Kohle gewonnen wird und nach überschaubarer Zeit versiegen wird. Die Ressourcen von Welzow-Süd I reichen noch 20 Jahre. Für weitere 20 Jahre müsste ein weiteres Dorf abgebaggert werden. Die klimatische Belastung mit CO² ist hoch. Noch sind die Alternativen von Wind und Sonne nicht stabil nutzbar. Der schwedische Staat verlässt die Lausitz. Die Schweden möchten sich nicht mehr an der zerstörerischen Energiegewinnung – mit der hohen Klima-Belastung - beteiligen. Die Verantwortung für die Region und ihre Menschen löst sich in den Verlusten aus dem Strompreis auf. Verkauft an den tschechischen Energiekonzern EPH und die Investfirma PPF – den Preis zahlt die Bevölkerung mit Zukunftsängsten, Umweltveränderungen und auch mit Verlust von Heimat. Die Stromerzeugung mit der Kohle ist nicht mehr profitabel. Trotzdem weitergraben? Noch weitere 40 Jahre??? Nur unter großen Anstrengungen sind gesundes Wasser – die Grundlage für Menschen und Tiere – zu erhalten! Die Veränderung der Landschaft über Jahrzehnte bedeutet nicht, dass dieses Land in absehbarer Zeit wieder gesundet. Die Schäden der Zerstörung reichen weit in die Zukunft – auch der nächsten Generationen. Mensch was nun??

Dietmar Steinkamp 
1961 in Osnabrück geboren.
Lebt und arbeitet in Schönwalde-Glien. Absolvent der HdK Berlin.
Ölmalerei, Grafik, Electronic & Fractal Arts. Seit 1980 Ausstellungen.

verloren

unbekannt

Jupiter

Psychologie der Ratlosigkeit
Was macht uns ratlos? Welche Lebensumstände führen zur Frage: Wie soll es weitergehen?
Drei astrologische Wirkprinzipien führen im disharmonischen Transit in die Krise. Drei Gestirne, drei symbolhafte Bilder.
Jupiter: Wachstum Wenn alles über den Kopf wächst, zuviel ist, unkontrollierbar wird. Wenn Sorgen wie Unkraut wuchern, Kapital akkumuliert, Pegel ansteigen, unbremsbar, der böse Tumor.
Saturn: Erstarrung Erstarrung ist Konservierung und Erosion, immer auch Verlust, Unwiederbringlichkeit, Leblosigkeit und Zerfall, die Demenz.
Uranus: Bruch Der plötzliche Schicksalsschlag, von Unfall, Anschlag, Anfall bis zum Herzinfarkt oder Schlaganfall. Danach hat sich alles in seiner Bedeutung geändert. Und ein Unglück kommt selten allein.

Fred Tille
In Berlin-Charlottenburg geboren. Abgeschlossenes Studium der Erziehungswissenschaften an der FU Berlin. Lebt und arbeitet in Berlin, Schönwalde-Glien und Angermünde. Sujetgestützte freie Malerei mit dem zentralen Thema Zukunftsphilosophie und Techniksoziologie. Seit 1994 Ausstellungen in Berlin und Brandenburg. 

Portraits eines Androiden, eines Cyborgs und eines Menschen  

Beinahe menschlich
Portraits eines Androiden, eines Cyborgs und eines Menschen vor dem Hintergrund einer vernetzten, unübersichtlichen Welt. Alle drei Portraits sehen gleich aus. Wer ist Mensch, wer MaschinenMensch und wer ist bereits Maschine?

„Computer werden Menschen innerhalb der nächsten hundert Jahre mit künstlicher Intelligenz überholen. Wenn es soweit ist, müssen wir sichergehen, dass ihre Ziele mit unseren übereinstimmen.“ (Stephen Hawking)

„Es gibt eine Menge Dinge, die wir gern machen würden, aber nicht tun können, weil sie illegal sind. (…) Wir sollten einfach ein paar Orte haben, wo wir sicher sind. Wo wir neue Dinge ausprobieren und herausfinden können, welche Auswirkungen sie auf die Gesellschaft haben.“ (Larry Page)

„Der endgültig entfesselte Prometheus, dem die Wissenschaft nie bekannte Kräfte und die Wirtschaft den rastlosen Antrieb gibt, ruft nach einer Ethik, die durch freiwillige Zügel seine Macht davor zurückhält, dem Menschen zum Unheil zu werden.“ (Hans Jonas)
http://malereifredtille.blogspot.de/

Gabriele Tille-Tagge
Geboren in Berlin-Wedding. Abgeschlossenes Studium der Geschichte an der FU Berlin. Lebt und arbeitet in Berlin und Angermünde. Beschäftigt sich v.a. mit street photographics und sozialkritischer Fotografie. Hat als ihr Hauptthema den benachteiligten Menschen in einer Zeit der postmodernen Unverbindlichkeiten und Beliebigkeiten. Ausstellungen in Berlin und Brandenburg.  









Der gebrochene Mensch in einer zerbrechenden Welt
Die Welt gerät aus den Fugen. Kriege, Terror, Naturkatastrophen, Arbeitslosigkeit, Altersarmut, Obdachlosigkeit. Immer mehr Menschen geraten in den Sog von Lebensbedingungen, die sie nicht mehr kontrollieren können und für die sie selbst nicht unmittelbar verantwortlich sind.

Viele von ihnen zerbrechen daran. Sie sind gezeichnet von Hoffnungslosigkeit und Selbstzweifel.
Wie kann ein Mensch damit umgehen? Kann er wieder aufstehen? Einige schaffen das.

Die Fotos wollen nicht die Ursachen für die Missstände in unserer heutigen Welt erklären, nicht den eigentlich Schuldigen ihre Schuld zuweisen, sondern einfach nur aufzeigen und anklagen. 
www.gabrieletilletagge.blogspot.de

Thomas Wiersberg
Geboren 1967 in Bad Honnef, lebt seit 2012 in Potsdam.
Landschafts-, Natur-, Industriearchitektur- und Stadtfotografie, konzeptionelle Fotografie
1997-2012 Mitglied und mehrere Jahre Vorsitzender von Fotografie Berlin e.V., Organisation und Teilnahme an diversen Fotoausstellungen u.a. im Tacheles, Fotogalerie am Helsingforser Platz, Rathaus Köpenick, 48 Stunden Neukölln. 


Beichuan


Beichuan
Erdbeben und anderer Naturkatastrophen erinneren uns daran, dass der Mensch als Teil der Natur deren Gesetze nicht ignorieren darf. Ein trauriges Beispiel menschlicher Hybris liefert die 2008 durch ein Erdbeben völlig zerstörte Stadt Beichuan in der chinesischen Provinz Sichuan. 

Die Gegend wurde schon früher von schweren Erdbeben heimgesucht, dennoch spielte erdbebensicheres Bauen bei der Planung und Erbauung der Stadt keine Rolle. Die Fotografien der Ruinen Beichuans klagen vom Leid der Opfer, lassen uns aber auch die menschliche Hybris erkennen, sich über die Gesetze der Natur zu stellen. 

Beichuan war eine ungefähr 143 km nördlich von Chengdu, der Provinzhauptstadt, gelegene Kreisstadt. Das Erdbeben zerstörte hier 80% der Gebäude völlig und forderte 8.600 Menschenleben, ungefähr die Hälfte der Bevölkerung von Beichuan. Allein 1.300 Schulkinder starben beim Einsturz eines Schulgebäudes. 

Auf das Erdbeben folgten Hangrutschungen, welche weitere Opfer forderten. Die überlebende Bevölkerung wurde in 12 km Entfernung in der neuen Stadt Yongchang angesiedelt. 

Die noch stehenden Gebäude Beichuans wurden als Erinnerungsstätte in dem Zustand direkt nach dem Erdbeben hinterlassen.

KULTURPUNKT STILUS
Der Kulturpunkt Stilus e.V. ist eine Gruppe von Künstlern, die in den verschiedensten Kunststilen und Ausdrucksformen arbeiten. Dabei ist der gesellschaftskritische Bezug bei vielen der Künstler essentiell. Allen gemeinsam ist es, Vielfalt und Toleranz als Stärke zu verstehen und so neue Sichtweisen zu entwickeln. Die Darstellung von Disharmonien und Konflikten bildet ein weiteres zentrales Moment der Arbeiten der Stiluskünstler, die sich in diesem Jahr das Thema „Mensch, was nun?“ gestellt haben.


Copyright für Texte, Werkabbildungen, Fotos bei den Künstlern.