Mensch, was nun? Wenn Grenzen erreicht
werden. Überschritten werden – gedankenlos, planlos, ohne Vision.
Wenn Hybris den Blick verstellt. Welche Zukunft wartet? Wie viel
Selbstbestimmung bleibt uns? Gebrochene, erschütterte Lebenswege,
verlorene Perspektiven. Ratlosigkeit. Schicksalsergebenheit? Die
Ausstellung stellt fundamentale Fragen nach den Möglichkeiten des in
die Krise geratenen Individuums.
Eine Ausstellung mit 10 Künstlern vom 11.09.2016 bis
09.10.2016
in der Schinkelkirche von Petzow/Werder.
AUSSTELLENDE KÜNSTLER
DEJO Denzer
Ellen Ernst
Ekhard Gaede
Olaf Kaminski
Krystyna Kauffmann
Helga Lehner
Dietmar Steinkamp
Fred
Tille
Gabriele Tille-Tagge
Thomas Wiersberg
DEJO Denzer
Geboren und aufgewachsen in Ratingen /
NRW Biologiestudium und Promotion in Bonn 1996
Umzug nach Berlin 1998
Atelier in Schönwalde
Seit 1976 Ausstellungen
deutschlandweit, USA, Frankreich
Seit 2000 Vorsitzender des Kunst- und
Kulturvereins Kulturpunkt STILUS e.V.
Was nun, Mensch?
Bei dem Titel hatte ich sofort den
Film: “Halt auf freier Strecke“ des deutschen Regisseurs Andreas
Dresen aus dem Jahr 2011 im Kopf.
Es handelt sich um das Drama eines
Berliner Familienvaters, der langsam an einem Hirntumor verstirbt.
Eine ausweglose Situation, die anfangs sehr theoretisch die
unausweichliche Entwicklung aufzeigt und schließlich immer realer
wird.
Eine Situation die deshalb so
beklemmend ist, da sich jeder plötzlich in einer solchen Situation
wiederfinden kann. Ich setzte diese Situation mit Röntgenbildern um,
die zeigen, was man sonst nicht sieht und eine Erkenntnis für den
Betroffenen in sich birgt, die genau dem Titel der Ausstellung
entsprechen.
Ellen Ernst
Geboren in Berlin, wo sie lebt und
arbeitet.
Acryl- und Ölmalerei, Mischtechniken
mit Spachtelmassen und Collageelementen.
Seit 1998 zahlreiche Einzel- und
Gemeinschaftsausstellungen in Berlin und Brandenburg.
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Erwartung |
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Zeit der Stille |
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Zeitlos |
Höher, Schneller, Weiter - heißt die
Devise der Selbstoptimierer, Überflieger, Perfekt-Timer und
Zielerreicher. Grenzenlos die Erwartungen, scheinbar grenzenlos die
Möglichkeiten optimal vermessen und analysiert beim Selftracking per
Smartphone und Lifelogging-App.
Heute ist längst von gestern. Aber
wohin führt uns das, wonach wir gerade streben? Überholspur zum
Glück oder auf der Strecke bleiben? Worauf kommt es wirklich an? Und
was wollen wir weitergeben und für spätere Generationen erhalten?
Ekhard Gaede
Geboren in Potsdam/Babelsberg, lebt in
Berlin. 1966 Beginn der fotografischen Tätigkeit.
Veröffentlichung von Fotografien im
Reiseführer „Thailand“ des Verlages „Scheuble &
Baumgartner“, 1990.
Teilnahme an zahlreichen Ausstellungen
in Berlin und Brandenburg
Und was nun?
Gerettet aus den idyllischen Fluten der
Meere, gestrandet an den Gestaden Europas, eingewandert in die
Hoffnung – wie auch jene, denen man oftmals, mehr oder weniger,
teilnahmslos zuschaut, wie sie sich durch den Großstadtdschungel
schlagen und im Treibsand steckenbleiben.
Sie alle, ob Flüchtlinge, Obdachlose
oder Arbeitslose, kämpfen um ihre Würde, um ein anerkennendes
Miteinander in unserer Gesellschaft. Geben wir ihnen die Chance, es zu
verwirklichen!
Olaf Kaminski
Geboren 1950 in Berlin. Studium an der
HdK Berlin und der Uni Hildesheim. Malt, zeichnet, illustriert Bücher
und Plakate. Arbeitet als Musiktherapeut in Berlin.
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Nostradamus |
Profanes zum Thema
Nur der Mensch ist menschlich. Er will
gut sein und kämpft jeden Tag gegen seine Dämonen. Nichts Böses
soll in meinen Gedanken sein. In den Fabeln La Fontaines und in
Maupassants Le Docteur Héraclius Gloss übernehmen die tierischen
Protagonisten ausgerechnet die hässliche Seite der Menschlichkeit.
Gier, Missgunst, Stolz und Arroganz zeichnen sie aus. Ich präsentiere
die Abstrahierung eines Pferdekopfes mit menschliche Zügen.
In Jonathan Swifts Satire verhandelt
Gulliver mit den über die Menschen (Yahoos) regierenden Pferden und
bietet sein Taschenmesser für eine kleine Gefälligkeit zum Tausch
an, Diese Szene und das bizarre Auftauchen Nostradamus‘ in Heinrich
Manns Roman Henry IV, bei dem er dem siebenjährigen vor ihm
stehenden nackten Prinzen seine Zukunft als König von Frankreich
voraussagt, habe ich bei der Arbeit an meinem Bild im Hinterkopf.
Mir gefällt die Vorstellung Peter
Sloterdijks: der Mensch als Schwebewesen in Räumen, die kein
Physiker kennt (Sphären Bd.1). Eine Chance für Empathie und
Menschlichkeit? Doch schon fällt mir Madame Ming ein: „La vérité
m‘a toujours fait regretter l‘incertitude .“Die Wahrheit lässt
mich immer der Ungewissheit nachtrauern. (Éric-Emmanuel Schmitt)
Krystyna Kauffmann
Geboren in Graudenz an der Weichsel.
Lebt und arbeitet in Caputh am Schwielowsee. Buchautorin, Kuratorin
und Mitglied der Deutschen Fotografischen Akademie.
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Jakob |
Bewahre meinen Stress!
Ein Toter und fünf für immer
gezeichnete Opfer bei einem Medikamententest - im Namen des Guten für
die Menschheit. Bei dem getesteten Medikament bestand die gewünschte
Wirkung in der Heilung von Stresszuständen und somit die Erlangung
beinah perfekter Seeligkeit.
Es sollte den eigenen
Antistress-Mechanismus des Menschen auf Volldampf bringen und Leiden
wie Schmerzen, Depressionen, Übergewicht, Angstzustände und sogar
Schizophrenie würden einer friedlichen Entspannung weichen.
Ein Toter und fünf Probanden mit
schweren, irreparablen neurologischen Symptomen als Folge von
Hirnblutungen und abgestorbenem Hirngewebe sind der Preis der
Forschung auf dem Weg der Erkenntnis, dass es möglicherweise Grenzen
gibt, den Menschen in ein fügsames, friedliches Wesen zu verwandeln.
Ein stressfreies Leben – ein Traum der Science Fiction. Keine
„negativen“ Emotionen, niemals wütend, keine Angst, perfekte
Figur, keine Entwicklung einer eigenen Persönlichkeit, um meine
Überzeugung um meinen individuellen Wert in der Gesellschaft.
Bewahre Deinen eigenen Stress. Taste
meine Cannabinoide nicht an! Lasse mich frei für: Zweifel Angst
Trauer Wut Flucht
Teil 2 Review folgt demnächst
KULTURPUNKT STILUS
Der Kulturpunkt Stilus e.V. ist eine
Gruppe von Künstlern, die in den verschiedensten Kunststilen und
Ausdrucksformen arbeiten. Dabei ist der gesellschaftskritische Bezug
bei vielen der Künstler essentiell. Allen gemeinsam ist es, Vielfalt
und Toleranz als Stärke zu verstehen und so neue Sichtweisen zu
entwickeln. Die Darstellung von Disharmonien und Konflikten bildet
ein weiteres zentrales Moment der Arbeiten der Stiluskünstler, die
sich in diesem Jahr das Thema „Mensch, was nun?“ gestellt haben.
Copyright für Texte, Werkabbildungen,
Fotos bei den Künstlern.