Bei e-David werden bereits durch die direkten Eingriffe der Medienkünstlerin und Malerin Liat Grayver Malerei und digitale Technologie zusammengebracht. Grayver beschreibt diesen Prozess folgendermaßen: „Der Roboter arbeitet mit mir, nicht für mich.“
Das ist eine gute Überleitung zum dritten Teil meiner Miniserie. Hier stelle ich Euch eine weitere Variante Künstlicher Intelligenz in der Malerei vor. Sie kommt völlig ohne Robotik und ohne eigene Malerei daher. Ihre Hard-und Software verbirgt sich in normalen Rechnergehäusen und kann auch im Laptop, Desktoprechner oder Tablet ihre Arbeit verrichten. Wie dabei dieser Rechner zum Partner des Malers, gar zu seiner neuen Muse wird, zeige ich Euch am Beispiel des in Berlin lebenden und arbeitenden Malers Roman Lipski.
Wer Lust hat , kann vorher noch einmal in die Teile 1 und 2 hineinschauen. Hier die Direktlinks:
Kollege Roboter als Maler! Teil 1 AI-DA
Kollege Roboter als Maler! Teil 2 e-David
Lipski auf dem Weg zur KI als neue Muse
Angst vor dem Wiederholungsekel
Die bisherigen Hauptmotive waren malerisch ausgereizt und man will nicht sein eigener Kopist werden. Neo Rauch sprach in diesem Zusammenhang von der Angst vor dem Wiederholungsekel, vor dem kein Maler gefeit ist. Aber neue Wege zu finden ist nicht so einfach. Zumal der Kunstmarkt und die damit verbundene Erwartungshaltung meistens nach den alten Bildern verlangen. Radikal neue Bildideen und Malformen zu entwickeln, ist für einen Maler nicht ohne Risiko. Lipski jedenfalls geriet in diesem Stadium der künstlerischen Arbeit nach eigenem Bekunden in eine Schaffenskrise. Bei seinen Orientierungsversuchen verwendete er beim Malen die serielle Methode, indem er ein und dasselbe Motiv mehrmals hintereinander auf eine große Leinwand malte. Das machen Maler häufig, um durch die Variation und Gegenüberstellung von Farben, Formen und Abstraktionsgraden weiterführende künstlerische Ansätze zu finden. Dabei wollte sich Lipski eindeutig in Richtung abstrakte Malerei bewegen.
Futter für den Rechner: Daten von Lipskis Bildern
In dieser Situation traf er auf den Künstler und Datenspezialisten Florian Dohmann und Lipski eröffnete sich eine neue Perspektive. Beide beschlossen, zukünftig mit Künstlicher Intelligenz zu arbeiten und entwickelten eine Software, die auf die Bilder von Roman Lipski abgestimmt war und die Lipski beim Malen unterstützen und im Ergebnis zu seiner neuen Muse AIR: Artificial Intelligence Roman führen sollte.
Künstliche Intelligenz als kreative Muse | Ein gemeinsamer Vortrag von Roman Lipski & Florian Dohmann auf der Diskussionsplattform UBX18 (UBX stands for Useful Brand Experience)
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Die Software von Dohmann war in der Lage Lipskis Werkkatalog zu digitalisieren und zwischen Stil und Inhalt jedes Bildes zu unterscheiden. Dafür wurde der Rechner in einem monatelangen Prozess mit den Daten von Lipskis Bildern gefüttert. Daraus entwickelte sich ein Algorithmus, der als künstliches neuronales Netz auf der Basis der Verarbeitung des Bilderinputs eigene Kunstwerke produziert. Diese Eigenproduktion des Rechners erzeugt eigenständige digitale Bilder, die einerseits den Bildern des Künstlers ähneln und auf der anderen Seite völlig neue künstlerische Aspekte aufzeigen.
Ein Algorithmus ist in Arbeit. Screenshot YouTube | aus Unfinished |
Was wird mit dem Projekt beabsichtigt?
Der Prozess ist dabei das Wesentliche. Mit Sorgfalt erkunde ich die Vorschläge der KI und verarbeite sie in meinem künstlerischen Arbeitsprozess. Die Zusammenarbeit mit dem System hat meine kreativen Krisen beendet und inspiriert mich jeden Tag aufs Neue. Mithilfe meiner Muse ist meine Malerei nicht nur abstrakt geworden, so wie ich es mir immer gewünscht habe. Ich bin auch ein konzeptueller Künstler geworden, der dank dieser Idee neue kreative Mechanismen ausarbeiten und abbilden kann. (1)
Die programmierte Software ist quasi leidenschaftslos und frei von individuellen Interessen und subjektiven Befindlichkeiten. Screenshot von YouTube / aus Unfinished |
Am Beispiel des Projekts Unfinished , das er zusammen mit dem Künstlerkollektiv YQP entwickelt hat, führt Lipski den gesellschaftlichen Diskurs um die Rolle künstlicher Intelligenz in der Malerei und in der Kunst allgemein weiter. Unfinished geht von folgenden Arbeitsansätzen aus, die er schrittweise umsetzt:
Unfinished
The
First Artificial Muse in the World of Art
Im ersten Schritt verwendet Lipski eine von ihm selbst aufgenommenen Schwarz-Weiß-Fotografie. Das Bild zeigt eine Straßenbiegung, die zwischen zwei Hügeln zu verschwinden scheint. Eingefasst von Bäumen und architektonischen Elementen gibt die Komposition dem Betrachter den Blick frei auf den Horizont einer in der Nacht erleuchteten Metropole.
Dieses Foto bildet die Basis für einen fortdauernden Dialog zwischen Maler und Programm. Neun Variationen des Motivs überträgt Lipski auf eine Leinwand. Das ist zugleich der Input für den Rechner, der daraus eine Vielzahl eigenständiger neuer digitaler Bilder produziert. Diese reaktiven Antworten des Systems nennt Lipski A.I.R. - Artificial Intelligence Roman. Wie das im malerischen Alltag des Ateliers aussieht, könnt ihr in folgerndem Video sehr gut nachvollziehen.
Das Basisbild für den Dialog zwischen Lipski und Software wird am Beginn des Videos gezeigt. UNFINISHED – The First Artificial Muse in the World of Art. Only in English
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Fazit Lipski und A.I.R.: Der Rechner als dienender Partner des Malers. Im Dialog mit AIR verwendet Lipski die Vorschläge des Rechners als Anregung für von ihm als Maler eigenständig und eigenhändig gemalte Bilder. Das ist der entscheidende Unterschied zu den Malrobotern AIDA und e-David.
Dieser hier beschriebene produktive Austausch zwischen KI und Maler ist für mich die vielversprechendste Variante der Nutzung von KI in der Malerei. Im nächsten Post werde ich versuchen alle drei Teile meiner Miniserie abschließend unter dem Titel „Was soll das Ganze? KI in der Malerei!“ zu bewerten.
(1) Quelle: Leonie Kathmann- Projekt Zukunft Berlin Also in English
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Sorry, alle YouTube Videos haben Werbung am Anfang. Aber die Videos lohnen sich. Also bitte etwas Geduld haben. Viel Spaß.
Sorry, all YouTube videos have ads at the beginning. But the videos are worth it. So please be patient. Have fun.
Projekt Unfinished in der Galerie Sophisticated 2018 | Anschaulicher und sehr guter Überblick zu Lipskis Arbeiten, die aus dem Projekt Unfinished / A.I.R. hervorgegangen sind. Some with summaries in English.
Im Atelier mit Lipski Ein Filmbeitrag von Arte Journal zeigt anschaulich die handwerkliche Arbeitsweise von Lipski
How Art meets Artificial Intelligence | YQP and Roman Lipski | TEDxMünster Beschreibung von YQP – ein in New York und Berlin ansässiges Kunstkollektiv. Etwas langatmiger Beitrag, der aber eine sehenswerte Eingangssequenz über Hollywoods Filmverständnis von Mensch und Maschine enthält. Only in English / Nur englischer Sprache. Mit deutschen Untertiteln.
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