Privater Kunstblog zum Thema:

Künstlerisches Handeln in Zeiten globaler Umbrüche


Die Welt von heute scheint aus den Fugen geraten. Sie ist durch große Unsicherheit, Unübersichtlichkeit und Fragilität, Krieg und Flucht, Terror und Gewalt geprägt. Damit ist die Entwicklung unserer zukünftigen Lebenswelten wieder zu einem bedeutsamen Schwerpunkt in der Kunst geworden. Auch die Erkenntnisse und Prognosen der Techniksoziologie und der Zukunftsphilosophie werden zunehmend als Gegenstand der Kunst entdeckt. Die bildende Kunst, das Theater, die Literatur und der Film reagieren darauf auf unterschiedliche Art und Weise. Mich beschäftigt die Frage, wie kann sich der Künstler, der ja Teil dieser Entwicklungen ist, den sich daraus ergebenden existentiellen Herausforderungen sinnvoll nähern? In diesem Zusammenhang möchte ich meine Bilder aus der Zeit um 5 nach 12 in lockerer Folge vorstellen. Texte zu den globalen Auswirkungen des westlichen Wirtschafts- und Gesellschaftssystems ergänzen diese bildlichen Darstellungen. Über Reaktionen von Künstlern, die einen ähnlichen Ansatz verfolgen, würde ich mich freuen.


Sonntag, 16. Februar 2025

Schönen Gruß von Christo!


ZeitBild | Nr. 11



Kreativer Protest: Schwarzer Stoff verhüllt die Fassade des Hauptgebäudes der Berliner Universität der Künste.  



In kreativer Anlehnung an die spektakulären Verhüllungsprojekte von Christo haben Studierende der Universität der Künste Berlin (UdK) am 11.02.2025 die Fassade des Hauptgebäudes mit einer großen schwarzen Stoffbahn verdeckt.

Die Sparmaßnahmen des Berliner Senats treffen auch die Hochschulen hart. Manche Unis haben kaum Rücklagen und Studierende an der UdK befürchten eine deutliche Verschlechterung der Lehre und sorgen sich um die Zukunft ihrer künstlerischen Ausbildung.  

Mit der Verhüllung der Fassade gehen Studierende in den Protestmodus gegen die geplanten Sparmaßnahmen der Politik.  

Wir zeigen, wie eine Stadt ohne Kunst, Kultur und Wissenschaft aussieht, welches Loch dieses Fehlen in die Mitte unserer Gesellschaft reißt.“ ( 1)


(1) Quelle: Studierendeninitiative Bildung braucht Budget 

Weiterführende Links:

Mitteilung der Studierendeninitiative Bildung braucht Budget der UdK zur Verhüllung der Fassade

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Samstag, 1. Februar 2025

Versuchung – Bilder einer Ausstellung / Teil 3


 

Im dritten und damit letzten Teil der Serie stelle ich euch die restlichen Werke vor.


Versuchung / Text von Dr. Peter Scholz  


Foto: Peter Scholz


Wir Menschen lieben die Farben und die Düfte der Blüten. Aber auch Insekten fliegen förmlich hierauf. Das ist geschickt eingefädelt, denn die meisten Pflanzen brauchen für ihre Vermehrung fleißige Bestäuber. Angelockt durch die Farben und die Düfte, krabbeln Bienen und Hummeln zum verführerischen Nektar in die Blüten, wobei Blütenstaub in ihrem feinen Pelz hängen bleibt. An der nächsten Blüte streifen sie diesen dort wieder ab. So haben beide Seiten etwas von der farbigen und duftenden Versuchung: die Pflanzen werden befruchtet und die Bienen bekommen Pollen als Nahrung und Energie für den Flug… Das ist eine „Versuchung“ zur Koexistenz, die als Vorbild für ein friedliches, ökologisches und ausgewogenes Miteinander auf dieser Erde dienen kann.


HafenVersuchungen / Text von Thomas Wiersberg


Ansicht vom Hamburger Hafen / Foto: Thomas Wiersberg


Im Hafen kumuliert das Versprechen der Großstadt nach dem kleinem oder großen Glück in der Form von unterschiedlichen Versuchungen. Ob die Versuchungen Erfüllung finden, die Versprechen je eingelöst wird, bleibt offen. Kann man es treffender formulieren als Michael Holm es im Jahre 1974 gelang?


Die große Stadt lockt mir ihrem Glanz,

Mit schönen Frauen, mit Musik und Tanz.

Doch der Schein hält nie, was er dir verspricht,

Kehr endlich um, Tränen lügen nicht.


Versuchs doch! Text von Olaf Kaminski


Clemence / Foto: Olaf Kaminski


Clemence hat ein schlechtes Gewissen. „Das kommt davon wenn man der Versuchung nachgibt.“ Doch Clemence entscheidet sich für die Flucht nach vorn und dreht den Spieß einfach 'rum. Keine Gewissensbisse und bloß nicht das fatale Schicksal einer Wassermelone erleben. Ab heute heißt es für ihn erst recht: „ Zerstöre deinen Ruf! Sei berüchtigt! Versuchs doch!“ Ich habe mich erinnert an die schöne Geschichte von Mark Twain, in der er als Junge den von ihm begangenen Diebstahl einer Wassermelone bedauert jedoch als er feststellt, dass diese ungenießbar ist, den Verkäufer in Bedrängnis bringt, und sich selbst als Vertreter der Aufrichtigkeit und des Anstands in der Gesellschaft empfiehlt. …. Honit soit qui mal y pense...  


Projekt Prometheus / Text von Fred Tille

Replikant: Ein Replikant ist ein fiktiver, biotechnisch entwickelter Android im Film Blade Runner von 1982 und in seiner Fortsetzung Blade Runner 2049 von 2017. Foto: Fred Tille


"Es gibt viele Dinge, die wir gerne tun würden, aber nicht tun können, weil sie illegal sind. (...) Wir sollten nur ein paar Orte haben, an denen wir in Sicherheit sind. So können wir neue Dinge ausprobieren und herausfinden, welche Auswirkungen sie auf die Gesellschaft haben." (1)

"Der endgültig entfesselte Prometheus, dem die Wissenschaft nie bekannte Kräfte und die Wirtschaft den rastlosen Antrieb gibt, ruft nach einer Ethik, die durch freiwillige Zügel seine Macht davor zurückhält, dem Menschen zum Unheil zu werden." (2)

Drei Portraits: Eines Cyborgs, eines Replikanten und eines Roboters (humanoid) vor dem Hintergrund dystopischer Welten. Die digitalen Collagen sind auf der Basis von Ausschnitten meiner Bilder entstanden.

(1) Larry Page, Mitbegründer von Google

(2) Hans Jonas, Philosoph


Copyright für Texte, Werkabbildungen, Fotos bei den Künstlern.