Privater Kunstblog zum Thema:

Künstlerisches Handeln in Zeiten globaler Umbrüche


Die Welt von heute scheint aus den Fugen geraten. Sie ist durch große Unsicherheit, Unübersichtlichkeit und Fragilität, Krieg und Flucht, Terror und Gewalt geprägt. Damit ist die Entwicklung unserer zukünftigen Lebenswelten wieder zu einem bedeutsamen Schwerpunkt in der Kunst geworden. Auch die Erkenntnisse und Prognosen der Techniksoziologie und der Zukunftsphilosophie werden zunehmend als Gegenstand der Kunst entdeckt. Die bildende Kunst, das Theater, die Literatur und der Film reagieren darauf auf unterschiedliche Art und Weise. Mich beschäftigt die Frage, wie kann sich der Künstler, der ja Teil dieser Entwicklungen ist, den sich daraus ergebenden existentiellen Herausforderungen sinnvoll nähern? In diesem Zusammenhang möchte ich meine Bilder aus der Zeit um 5 nach 12 in lockerer Folge vorstellen. Texte zu den globalen Auswirkungen des westlichen Wirtschafts- und Gesellschaftssystems ergänzen diese bildlichen Darstellungen. Über Reaktionen von Künstlern, die einen ähnlichen Ansatz verfolgen, würde ich mich freuen.


Sonntag, 5. Mai 2024

Geheimnisse im Zentralbahnhof und ChatGPT

Beim Aufräumen ist mir meine Zitatcollage aus dem Jahr 1993 in die Hände gefallen. Darin habe ich Textfetzen von Beuys / Magritte / Matisse / Paladino / Picasso und Saura aneinandergereiht. Das Ganze soll eine Stellungnahme bildender Künstler zur Bedeutung von Kunst in der Gesellschaft ergeben. Zumindest hinsichtlich der Malerei halte ich einige Äußerungen für sehr pathetisch. Wenn vom Maler als dem einsamsten Menschen der Welt die Rede ist, der über die fast alchemistische Fähigkeit verfügt, die Dinge zu verwandeln, kommt mir das etwas suspekt vor. Malerei ist für mich letzten Endes immer noch ein handwerklich geprägter kreativer Prozess, an dessen Ende vielleicht ein Bild entstanden ist, das den Betrachter berührt und das eine gewisse künstlerische und gesellschaftliche Relevanz hat. Diese Zitatcollage mit der dazugehörigen Skizze hatte ich damals für eine Veröffentlichung in einem Ausstellungskatalog verfasst. Meine kleine Zeichnung spiegelt die damalige Aufbruchstimmung in Berlins historischer Mitte wider. An allen Ecken und Enden wurde gebaut und hohe Drehkräne bestimmten das Stadtbild. Dieser etwas skurrilen Zitatcollage stelle ich zum Abschluss eine Textcollage von ChatGPT zum gleichen Thema gegenüber.


Hier wegen der besseren Lesbarkeit noch einmal der Text. Diesmal schön digital und nicht mit der Schreibmaschine geschrieben.

Geheimnisse...
im ..... Zentralbahnhof


Indem einer geht und besorgt sich Keilrahmen und spannt darauf
eine Leinwand; damit beginnt der Fehler.
Wir haben von der Malerei eine höhere Meinung. Sie dient dem
Künstler dazu, seine inneren Visionen auszudrücken.
Malerei ist Freiheit! Wenn man springt, kann man auch mal auf
der falschen Seite der Schnur herunterkommen. Aber wenn man es
nicht riskiert, auf die Schnauze zu fallen, was dann?
Dann springt man gar nicht.
Der Maler ist der einsamste Mensch auf der Welt. Nichts kann
ohne Einsamkeit entstehen. Ich habe mir eine Einsamkeit
geschaffen, die niemand ahnt.
Kunst ist rituell. Jeder Künstler hat eine fast alchemistische
Fähigkeit, die Dinge zu verwandeln. Man bezeichnet mich als einen
Sucher. Ich suche nicht, ich finde.
Ich achte darauf nur solche Bilder zu malen, die an das Mysterium
der Welt rühren. Die Mysterien finden im Hauptbahnhof statt, nicht
im Goetheanum. Uns deshalb muss man immer das wirkliche Leben
im Auge behalten.
Diejenigen, die die Macht haben, füttern den Egoismus nach Bedarf.
Aber die einzigen, die wirklich was anzubieten haben, sind wir.
Auf höherer Ebene bieten wir etwas, was den Menschen zufriedenstellt.
Das genügt doch, nicht wahr?

Zitatcollage * von Fred Tille mit Worten von:

Beuys | Magritte | Matisse | Paladino | Picasso | Saura

*Die Rechtschreibung folgt der Schreibweise der Originalzitate


Originalversion


Mysterien im Hauptbahnhof und ChatGPT


ChatGPT arbeitet im Grunde auch nach der Collage-Methode. Es versteht ja den Auftrag nicht wirklich, sondern basiert auf der „Transformer“-Architektur, die die Beziehungen zwischen den Wörtern in einem Text analysiert, was wiederum bedeutet, dass das Modell in maschinellen Lernprozessen an großen Textmengen vortrainiert wurde. Wenn ich also eine Frage oder einen Arbeitsauftrag eingebe, macht ChatGPT zunächst nichts anderes als das World Wide Web nach entsprechenden Schlüsselwörtern oder Textpassagen zu durchforsten und daraus einen mehr oder weniger sinnvollen Text zu collagieren. Um die Ergebnisse zu optimieren, hatte Microsoft im Mai 2023 die Datenbank seiner Suchmaschine Bing zur Nutzung in ChatGPT zur Verfügung gestellt.

Hier nun - wie eingangs angekündigt - die Textcollage von ChatGPT zum gleichen Thema. 

Mein Prompt: Schreibe etwas zum Thema "Die Mysterien finden im Hauptbahnhof statt, nicht im Goetheanum."


Antwort von ChatGPT:

*Die Rechtschreibung folgt der Schreibweise von  ChatGPT

"Dieser Satz könnte interpretiert werden als eine Betonung  der Idee, dass wahre Mysterien und unerwartete Begegnungen oft an alltäglichen Orten wie einem Hauptbahnhof stattfinden können, anstatt an einem Ort wie dem Goetheanum, der als spirituelles Zentrum bekannt ist. Es könnte bedeuten, dass wir nicht immer an speziellen oder symbolträchtigen Orten suchen müssen, um bedeutungsvolle Erfahrungen zu machen, sondern dass wir offen sein sollten für die Möglichkeiten, die uns im Alltag begegnen. Es erinnert uns daran, dass das Leben voller Überraschungen und Geheimnisse steckt, die überall um uns herum lauern - selbst an Orten, die wir vielleicht als gewöhnlich oder unscheinbar betrachten."


Genügt das?

Fotos: Fred Tille