Review
auf eine Ausstellung | Teil 1
Die
moderne duale Lisa. Fremdbestimmt, missbraucht, unterdrückt?
Die
Dualität des Ja und Nein. Sie malt Ihren Protest auf die nackte
Brust
und
schreit Ihn heraus. Sie wird zur Chefin der Generäle und gestaltet
die
Armee familienfreundlich.
Die
duale Lisa steht am Wendepunkt zwischen archaischer Unterdrückung
und der Eroberung immer größerer Gestaltungsräume.
Immer
mehr ehemals männliche Domänen fallen, Männlichkeit ist elementar
verunsichert, Rollensysteme passen schon lange nicht mehr.
Welcher
Teil des Traums wird die Wirklichkeit?
Wie
wird Lisas Welt?
Sieben
Künstler nähern sich diesem so umrissenen Thema aus
unterschiedlichen Blickwinkeln. Ihre jeweiligen künstlerischen
Ansätze haben sie versucht konzentriert in ca. 100 Worten
zusammenzufassen.
Die
Ausstellung fand vom 14.09.2014 bis 12.10.2014 in der Schinkelkirche
in Petzow/Werder statt.
AUSSTELLENDE
KÜNSTLER
Klaus
Brenneisen
DEJO
Denzer
Ellen
Ernst
Krystyna
Kauffmann
Dietmar
Steinkamp
Fred
Tille
Gabriele
Tille-Tagge
Gabriele
Tille-Tagge
Geboren
in Berlin-Wedding.
Lebt
und arbeitet in Berlin und Angermünde.
Beschäftigt
sich v.a. mit street photographics
und
sozialkritischer Fotografie.
Hat
als ihr Hauptthema den benachteiligten
Menschen
in einer Zeit der postmodernen Unverbindlichkeiten
und
Beliebigkeiten.
Ausstellungen
in Berlin und Brandenburg.
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Gabriele Tille-Tagge | Zyklus
bestehend aus fünf großformatigen Fotografien (nichtinszenierte
Portraitaufnahmen),
die im Rahmen der Feierlichkeiten im südfranzösischen Saintes
Maries
de la Mer im Mai 2013 entstanden sind.
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Im
südfranzösischen Saintes Maries de la Mer ehren Roma alljährlich
die heilige Sarah, ihre Schutzpatronin.
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Das
Anliegen der Fotografien soll sein, einerseits Romni in Sonntagsstaat
und Feiertagslaune fotografisch darzustellen, andererseits darauf
hinzuweisen, wie groß die Diskrepanz zum Alltagsleben der Romni ist
und wie diese Frauen, die neuen Lisas, begonnen haben sich zu
organisieren und ihre Forderungen zu formulieren.
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Roma
Frauen:
verfolgt
– verfemt – ausgegrenzt
Die
Situation der Roma Frauen ist in Vergangenheit und Gegenwart geprägt
von Stigmatisierung und Vorurteilen. Antiziganismus und
Negativzuschreibungen sind in der Mehrheitsgesellschaft noch immer
tief verankert.
Dabei
fungieren die Frauen als Essenz alles Zigeunerischen. Doch vor allem
die jungen Romni wehrten sich. Sie haben ein Netzwerk etabliert, das
besonders die Zustände in Osteuropa, die längst faschistoide Züge
angenommen haben,
anprangert.
Roma Frauen engagieren sich inzwischen mehr und mehr für gleichen
Zugang zu Bildung, gegen Diskriminierung, für gleiche Rechte und
gleiche Chancen. Auch hier haben sich Frauen, die neuen Lisas, auf
den Weg gemacht, um alte Klischees abzustreifen und für
gesellschaftliche Anerkennung zu kämpfen.
Dietmar
Steinkamp
1961
in Osnabrück geboren.
Lebt
und arbeitet in Schönwalde-Glien.
Absolvent
der HdK Berlin, Senior Art Director.
Ölmalerei,
Grafik, Electronic & Fractal Arts.
Seit
1980 Ausstellungen in ganz Deutschland.
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Dietmar Steinkamp | Triptychon | DuaLisa |
DuaLisa,
die junge Frau von heute.
Mens
sana in corpore sano?
Das
Triptychon ist meiner Freundin Lisa gewidmet, die für mich in meine
Metapher der modernen Frau geschlüpft ist: die DuaLisa. Wohl noch
nie war es Frauen möglich, so selbstbestimmt zu leben wie im
heutigen Europa.
Doch
unter der Oberfl äche lauern Zwänge, die dem Individuum oft die
Zügel aus der Hand nehmen. Dawkins spricht von Genen und Memen, oder
einfacher: von Körper und Geist. Die enorme mediale Vernetzung
stellt DuaLisa
ständig
auf die Bühne. Ihr Körper als Werk komplexester genetischer
Information steht unter dem Druck permanenter Vergleiche. Viele
zerbrechen am Schönheitsdiktat. Anpassungsdruck regiert auch
Gedankenwelten.
Mobile
Erreichbarkeit verführt zur Non-stop-Kommunikation. Die Gedanken
sind frei? „Falsche“ Meinungen verglühen im Shitstorm.
DEJO
Denzer
1957
in Ratingen geboren,
lebt
und arbeitet
in
Schönwalde-Glien.
Kunstausstellungen
europaweit
seit
über 35 Jahren.
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Dejo Denzer | Materialcollage | Detailansicht |
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Dejo Denzer | Materialcollage | Gesamtansicht DuaLisaten |
DuaLisaten
DuaLisa,
mit „Lisa“ als Verkörperung der Weiblichkeit, was die Begriffe
Fruchtbarkeit und Fürsorge aber auch Verlockung und Verführung
impliziert. Es ist die belebte Biosphäre als der eine Teil der Welt,
die in Dualität mit der unbelebten Materie existiert, von der sie
abhängig ist.
Das
Lebendige schafft mit dem Mittel der unbelebten Kunst, symbolisiert
durch das Gemälde Mona Lisa, lebendige Abbilder von Realitäten,
Wunschvorstellungen und Mysterien und gibt Raum für
Interpretationen, Projektionen
und
Phantasien. Diese beiden Kräfte, unbelebt und belebt, Kunst und
Realität, Fruchtbarkeit und Tod werden gegenübergestellt, wobei die
Bildträger diese Dualität aufgreifen. Lebendiges Holz steht neben
Metall und Glas.