Review auf eine themenbezogene Ausstellung. Teil 1
5 Künstler, 1 Thema und 100 Worte.
Geboren in Berlin-Wedding.
Lebt und arbeitet in Berlin und Angermünde.
Beschäftigt sich v.a. mit street photographics
und sozialkritischer Fotografie.
Menschen in einer Zeit der postmodernen Unverbindlichkeiten
und Beliebigkeiten.
Ausstellungen in Berlin und Brandenburg.
Gabriele Tille-Tagge | Jaime | Fotografie | B 40cm x H 30cm | 2013 |
Urlauber in ihrem Lieblingsreiseland.
Kaum einer denkt daran, dass die Sonne, die für
sie Tag und Nacht zu strahlen scheint, für viele
Spanier, v.a. die jungen, vielerorts nur selten
zu sehen ist. Denn inzwischen sind 27,2% der
Spanier arbeitslos, bei den Jugendlichen unter
30 sind es 55,9%. Das ist nach Griechenland die
höchste Quote innerhalb Europas.
Viele junge Menschen haben bereits resigniert,
andere wandern aus und finden auch in ihrem
neuen Zuhause keinen ihrer Ausbildung adäqua-
ten Job. Prognosen sagen voraus, dass sich die
Lage zumindest mittelfristig nicht zum Besseren
ändern wird. Das trifft damit vor allem auch die,
die heute Kinder sind.
Für sie ist nichts in Ordnung.
Eine verlorene Generation?
Dietmar Steinkamp
1961 in Osnabrück geboren.
Absolvent der HdK Berlin, Senior Art Director.
Ölmalerei, Grafik, Electronic & Fractal Arts.
Seit 1980 Ausstellungen in ganz Deutschland.
Dietmar Steinkamp | Drei Generationen "German Angst" | Digitaldruck und Öl auf Lwd. | B 80cm x H 120cm | 2013 |
Kindheit etwas nicht in Ordnung ist, so geht das
fast immer mit Ängsten einher. Die Medizin geht
neuerdings davon aus, dass Angst vererbbar ist.
Kann es sein, dass eine Schuld über Angstgene
bis in das dritte und vierte Glied hinein einen Fluch
bewirkt? Wie schon die Bibel androht? Dann wird
bei Deutschlands Kindern nur ganz langsam alles in
Ordnung kommen.
Drei Werke für drei Generationen deutscher Kinder.
Die Generation von 1931 erlebte den Vater als
NSDAP-Karrieristen, der seine jüdische Vermieterin
zur rechtzeitigen Ausreise bewegt und Migräne
vor „politischen Aktionen“ bekommt.
Frieden findet sie im Vergessen des Alzheimers.
1961er wachsen in den Bedrohungen
des Wirtschaftswunders auf. Benzol und Blei im Benzin,
Schwefeldioxid frisst den Wald, Kleber, Plaste,Farben
und Fallout, alles dünstet in die Kinderpsychen hinein.
Allgegenwärtige atomare Vernichtung.
Zukunftsangst schürt den Ehrgeiz der 1991er.
Eine rasant anwachsende Weltbevölkerung konkurriert mit
einem schrumpfenden Häuflein von deutschen Kindern,
denen sukzessive die Ressourcen ausgehen. Wo die
Möglichkeiten im Realen immer begrenzter scheinen, lockt
Virtualität und Glamour.
Blick in die Ausstellung mit Fotowand von Gabriele Tille-Tagge | Foto: Fred Tille |
Weiterführende Links:
Ihr raubt uns die Zukunft!
Spiel mit dem Feuer
German Angst