Vom 13.Dezember 2013 bis 02. März 2014 würdigte die Neue Nationalgalerie Berlin in einer Sonderausstellung das künstlerische Œuvre von K.O. Götz. Die Auswahl von rund 70 Werken gab einen repräsentativen Einblick in alle Schaffensperioden seiner abstrakt-gestischen Malerei.
![]() |
YouTube Videos sind in meinem Blog nicht eingebunden. Stattdessen habe ich ein Vorschaubild eingefügt, hinter dem ein Link zum YouTube-Video liegt. Wenn ihr zur Aktivierung auf das Vorschaubild klickt, verlasst ihr meine Website und werdet zum Portal YouTube (www.youtube.com)weitergeleitet. Trotz dieser datenschutzfreundlichen Einbindung werden von YouTube Daten übermittelt. Eine eindeutige Beurteilung des genauen Umfangs der Datenverarbeitung durch Google lässt sich nicht vornehmen. Bitte beachtet dafür die Datenschutzerklärung von YouTube bzw. Google. Mit dem Klick auf das Vorschaubild erklärt Ihr Euer Einverständnis zum Anzeigen externer Inhalte. |
In meinem Beitrag möchte ich zwei Aspekte aus dem Gesamtwerk von K.O. Götz hervorheben, die auf den ersten Blick überhaupt nicht mit dem Informel in Verbindung gebracht werden: Planung und Zeitgeschichte. Denn bereits in der Anfangsphase der Entwicklung des Informel in der Bundesrepublik Deutschland wurde der pauschale Vorwurf der Wirklichkeitsflucht und damit verbundener Unverbindlichkeit erhoben. Die Loslösung von der geometrischen Abstraktion und die Hinwendung zur Formlosigkeit wurde als Inhaltsleere und Strukturlosigkeit missverstanden. Hier zeigte sich aber ein oberflächliches Verständnis von Kunst und ihren Aktionsweisen.
![]() | |||||
Illustration: Fred Tille |
In der Berliner
Ausstellung werden in einer Vitrine Vorzeichnungen, die filmischen Storyboards
ähneln, gezeigt. Diese Beispiele zeigen wie umfangreich der Meister der
gestischen Malerei seine Kunstwerke vorbereitete. Götz verwendete auch
Schablonen und Abdecktechniken, die er über bereits gestaltete Bildflächen
legte, um dadurch planerischen Einfluss auf das Ergebnis seiner künstlerischen
Bemühungen zu nehmen. Die Bilder selbst entstanden zwar in Minutenschnelle,
mussten sich aber einem kritischen Abgleich zwischen geplanten und zufälligen Bildstrukturen
stellen. Ergebnisse, die diesem Vergleich nicht standhielten, wurden rigoros
und oftmals auch in Minutenschnelle aussortiert. Der kontrollierende Blick auf
das Bild ist der entscheidende Moment: "Entweder das Gemälde ist
gut", sagt Götz, "oder es ist blöd. Dann wird die ganze Farbe wieder
abgewischt." (Quelle: Angelika
Kindermann, Wenn Götz kommt,
kracht die Farbe, art-Magazin, Heftausgabe: 05/1998, Seite: 68-76)
![]() |
Illustration: Fred Tille |
Zeitgeschichtliche Bezüge
im Werk von Götz werden durch die eindrucksvolle Präsentation einer
dreiteiligen Bildfolge verdeutlicht. Das Triptychon bestehend aus der
Mitteltafel U.d.Z. (Unter diesem Zeichen) und deren flankierenden Seitentafeln Jupiter
und Matador ist im Frühjahr 1958 als künstlerisch-politische Reaktion auf einen
Beschluss des Deutschen Bundestages entstanden, der die Stationierung des
Marschflugkörpers "Matador" und
der Mittelstreckenraketen mit Atomsprengköpfen
des Typs "Jupiter"auf
dem Territorium der Bundesrepublik Deutschland vorsah.
„Der entfesselte Wirbel im
Zentrum des Bildes Jupiter scheint
die verheerende Kraft einer möglichen nuklearen Explosion zu versinnbildlichen.
Die dynamischen Rakelzüge von Matador wecken
Assoziationen an einen atomaren Sturm. Mahnend erhebt sich hierüber die
christliche Ikonographie des Kreuzes von U.d.Z.“
(Quelle: Publikumsbroschüre zur
Ausstellung, K.O. Götz, Neue Nationalgalerie
Berlin, 2013).
Götz verarbeitete auch in
späteren Jahren in seinen Bildern zeitgeschichtlich bedeutsame Ereignisse.
Beispielhaft seien hier die Moga-Serie 1977 (Flugzeugentführung von Mogadischu)
und die Jonction Bilder 1990 zur Wiedervereinigung angeführt.
Es zeigt sich also, dass bewusste
Gestaltung und zeitgeschichtliches Empfinden auch in der facettenreichen
Typenvielfalt des Informel anzutreffen sind und in ihrer künstlerischen
Umsetzung zu qualitativ hochstehenden und ausdrucksstarken Ergebnissen führen können.
Weiterführende
Links: