Ödön von Horváth im Deutschen Theater Berlin
Am 18.Dezember 2013 hatte die Theaterfassung von Horváths Roman „Jugend ohne Gott“ Premiere in den Kammerspielen des Deutschen Theaters Berlin. Seit Erscheinen des Romans 1937 sind 76 Jahre vergangen. Die elementaren Grundfragen, die in diesem Werk gestellt werden, sind jedoch hochaktuell. In seinem Roman, der von den Nazis 1938 verboten wurde, schildert Horváth im Rahmen einer Kriminalgeschichte die soziale Kälte und Verlogenheit der faschistischen Gesellschaft im Deutschland der 30iger Jahre. In ihr wächst eine verlorene Jugend ohne humane Orientierung heran. Der Lehrer und einige wenige Schüler, die noch humanistische Ideale haben, müssen diese unter dem Druck der Herrschenden verleugnen. Der Roman wirft Fragen auf: Woran halten sich die Menschen, wenn ethische Werte als überholt gelten und Lüge, Dummheit und Vorurteile sich in der Öffentlichkeit breit machen? Wie verhält sich der Mensch, wenn massiver Anpassungsdruck auf ihn ausgeübt wird?![]() |
Zweimal Deutsches Theater Berlin: Ödön von Horváth | 1931 und 2014 | Montage und Foto: Fred Tille |
„Gesellschaften unseres
Typs werden in den kommenden Jahren und Jahrzehnten mehr und mehr unter Stress
geraten, unter Ressourcenstress, Schuldenstress, Migrationsstress. Da sich
unsere Welt radikal verändern wird, stehen wir nicht vor der Frage, ob alles so
bleiben soll, wie es ist, oder nicht. Wir stehen nur vor der Frage, ob sich
diese Veränderung durch Gestaltung oder Zerfall vollziehen wird - ob man
sehenden Auges die Verkleinerung des noch bestehenden Handlungsspielraums
geschehen und damit Freiheit, Demokratie, Recht und Wohlstand über die Klinge
springen lässt. Oder ob man seinen Handlungsspielraum nutzt, um Freiheit zu
erhalten, also auch die Freiheit, die Dinge besser zu machen.“
Sonst drohen kalte Zeiten,
die Horváth in seinem Roman prognostiziert. Das Zeitalter der Fische.
(Zit. Nach
Programmheft des DTB, S. 10f./Quelle: H.Welzer, „Selbst denken“, Frankf./M.,
S.Fischer 2013)
Weiterführender Link:
Ödön von Horváth bei Wikipedia
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Ödön von Horváth bei Wikipedia